6.–9. März 1966: Der Nummer-eins-Hit ›Paint It, Black‹ entsteht – ein intensiver Flirtbeginn der Stones mit einer satanischen Aura
Nach der ausgezeichneten Teenage-Angst-Trilogie ›(I Can’t Get No) Satisfaction‹, ›Get Off Of My Cloud‹ und ›19th Nervous Breakdown‹ kam Bewegung ins Selbstbewusstsein der Rolling Stones. Einerseits etablierten sich Mick Jagger und Keith Richards machtvoll als permanentes Songwriterteam, andererseits negierte Manager und Produzent Andrew Loog Oldham strikt jegliche Kreativität bei den restlichen Stones-Mitgliedern – er fand deren nicht geringen Anteil keinen Credit würdig. Im Zuge der unter der Ägide von Oldham und Toningenieur Dave Hassinger in den kalifornischen RCA Studios von Dezember 1965 bis März 1966 eingespielten LP AFTERMATH, das erste Studiowerk ohne Coverversionen, entstand vom 6. bis 9. März 1966 die Non-LP-Single ›Paint It, Black‹. Als Slogan geht ›Paint It, Black‹ zurück auf Brian Jones und dessen Freundin Anita Pallenberg, die sich beide intensiv mit Magie, Astrologie, I Ging, Hexentum, Satanismus und dem Tibetanischen Totenbuch befassten.
Die Basisstruktur der Akkorde des in Moll gehaltenen Songs ohne Refrain entwickelten Jagger/Richards auf der Australien-Tournee der Stones. Eine erste, belanglose Version ohne rechte Melodieführung erhielt intensive Auffrischung, als Bill Wyman im Studio auf einer Hammondorgel Oldhams Co-Partner Eric Eastons Spielstil imitierte und eine überaus einprägsame Harmonie ersann. Dekaden später äußerte sich Wyman kritisch über Oldhams Entscheidung, Jagger/Richards als Autoren anzugeben, da wesentliche Merkmale des weltweiten Nummer-eins-Hits auf Improvisationen im Studio zwischen Charlie Watts, Brian Jones und ihm selbst zurückgingen. Nicht nur Jones’ signifikante Sitar-Garnierung der Melodielinie spiegelte den Zeitgeist perfekt wider, auch Watts’ temporeicher Off-Beat sowie die pentatonische Textur Wymans im Osteuropa-Modus verliehen ›Paint It, Black‹ seinen Ausnahmestatus. Zudem fand der intensive Flirt der Stones mit einer Satansaura hier seinen Ursprung, getriggert durch Pallenbergs befreundete Regisseure Kenneth Anger und Donald Cammell. THEIR SATANIC MAJESTIES REQUEST (1967) betitelte sich das Psychedelik-Experiment. ›Sympathy For The Devil‹ geriet zu Überhymne. Auch ›Dancing With Mr. D‹ beinhaltete Teuflisches.