Die Hardrocker können’s immer noch – und sind sich dessen vollkommen bewusst.
Mr. Big macht auch Musik? Naja, jetzt wo ,Sex And The City‘ nicht mehr weitergedreht wird, muss er sich halt irgendwie anders um seinen Brot-erwerb kümmern.“ Solche und ähnliche unterirdische Scherze mussten die Konzertgänger Anfang Oktober – Gott sei Dank – nicht fürchten, verirrten sich ins Hamburger Grünspan doch nur hartgesottene Hardrock-Fans, die mehr Songs als nur ›To Be With You‹ kennen. Anlass für die drei Deutschland-Konzerte war u.a. die Veröffentlichung von WHAT IF…, dem ersten Studioalbum in Originalbesetzung (Eric Martin, Pat Torpey, Billy Sheehan und Paul Gilbert) seit HEY MAN aus dem Jahre 1996. Ein volles Haus und eine überbordende Stimmung machten es dem Quartett leicht, groß aufzuspielen. Und das taten sie dann auch: Wer selbst ein Instrument (vielleicht sogar in einer Band) spielt, kommt nicht umhin, über das Können der Amerikaner zu staunen. Vor allem Basser Sheehan und Gitarrist Gilbert zeigten, was sie drauf haben. Sehr spaßig: ein eingeschobenes Duell „Gitarre vs. Bass“. Gilbert haute dabei nacheinander mehrere flotte Licks raus, und Sheehan zockte die Tonfolgen ohne Probleme einfach nach. Insgesamt mehr als beeindruckend, was die beiden Herren aufs Griffbrett zu bringen imstande sind, wenngleich die selbstverliebten Darbietungen bisweilen leider schon recht stark nach musikalischer Onanie rochen. Anstatt der ständigen Vorführung ihrer technischen Fähigkeiten hätte an manchen Stellen auch ein melodisches, zur Not auch romantisches Stück mehr gut getan. Sei’s drum. Ein wenig gegen seine Band-Kollegen Gilbert und Sheehan abgestunken hat leider Frontmann Eric Martin, dem offenbar eine Erkältung zugesetzt hatte und der bei ein paar anspruchsvolleren Stellen Gesangsschwächen offenbarte. Die Zugabe hatte es dann in sich: Los ging’s mit dem obligatorischen Megahit ›To Be With You‹, bei dem der ganze Club mitsang. Ein paar Runden „Reise nach Jerusalem“ spielten Mr. Big bei ihrer Cover-Version von ›Smoke On The Water‹ – fliegender Instrumententausch war angesagt. So fand sich beispielsweise Gitarrero Gilbert auf dem Drums-Hocker wieder, und Tieftöner Sheehan zunächst am Mikro-Posten, von wo aus er den Sechssaiter übernahm. Jeder der Mr. Big-Jungs durfte sich also an jedem zur Verfügung stehenden Klangwerkzeug versuchen. Eine Einlage, die die während dem Hauptset zur Schau gestellte Technik-Versessenheit vergessen machte.