Es war nicht eben der beste Tag der internationalen Rockgeschichte, als am 29. April 1993 der britische Gitarrist, Komponist und Produzent Mick Ronson starb…
Ronson erlag mit gerade 46 Jahren einem Leberkrebsleiden, mit ihm ging einer der wichtigsten Rockgitarristen Englands von dieser Welt.
Bereits als Kind hatte sich Ronson für Cello und Gitarre interessiert. Im Alter von 24 stieß er zu David Bowie und nahm mit ihm 1970 das Album THE MAN WHO SOLD THE WORLD auf. Während Bowies Vorgängerscheibe SPACE ODDITY eher ruhig und folkig klang, brachte Ronson Bowie auf einen spürbar handfesteren Rock-Kurs mit Anleihen bei Led Zeppelin, Jimi Hendrix und Cream. Auch auf den folgenden Bowie-Scheiben HUNKY DORY (1971) und THE RISE AND FALL OF ZIGGY STARDUST AND THE SPIDERS FROM MARS (1972) ist der Gitarrist zu hören.
1973 verließ er die Gruppe und startete eine Solokarriere. Sein Ruf war glänzend, er platzierte sich in zahlreichen Leser-Polls auf vorderen Positionen, zählte zu den wichtigsten Rockgitarristen seiner Zeit und wurde in einem Atemzug mit Jimmy Page oder Jeff Beck genannt. Auch deshalb verpflichtete ihn Bob Dylan als Tourgitarristen für eine ausgedehnte Nordamerikareise.
Ronsons anschließende Mitgliedschaft bei Mott The Hoople währte nur wenige Monate, dafür war die Zusammenarbeit mit deren Sänger Ian Hunter von Erfolg gekrönt. Jenes ›One Bitten, Twice Shy‹, dem später die Amerikaner Great White noch einmal zu Ruhm und Ehren verhalfen, stammt unter anderem aus seiner Feder.
Im Frühjahr 1980 konnte man Mick Ronson im Rahmen der WDR-Rockpalast-Nacht im deutschen Fernsehen bewundern, neben dem glänzend aufgelegten Billy Gibbons von ZZ TOP hinterließ der Engländer den nachhaltigsten Eindruck.
Seine große Zeit mit David Bowie rief Ronson noch einmal im April 1992 beim Freddie Mercury -Tribute Concert in der Londoner Wembley Arena in Erinnerung, anschließend holte ihn der englische Superstar ein weiteres Mal ins Studio, um mit ihm auf BLACK TIE WHITE NOISE (1993) einen Track einzuspielen. Es sollte der letzte wirklich große Beitrag des legendären Gitarristen werden, denn schon zu diesem Zeitpunkt war Ronson schwer erkrankt. Nur wenige Wochen nach dem Studiotermin mit Bowie starb er in seiner Heimatstadt Hull und wurde am 6. Mai von seiner Ehefrau Suzy und seinen drei Kindern Nicholas, Lisa und Joakim in London zu Grabe getragen.
Ich durfte ihn zusammen mit Ian Hunter 1990 sehen. Gemeinsames Album war damals „Yui Orta“ (leider völlig unterbewertet). Hätte ich gewusst, dass er weniger als drei Jahre im Himmel ist, hätte ich mir die ganze Tour angeschaut.