Nennt es Zuckerschlecken, nennt es Wunschkonzert – genauso wenig wie im Leben läuft auch bei Albumaufnahmen selten alles nach Plan. Bei Portugal. The Man und ihrem Studioaufenthalt in El Paso, Texas, für IN THE MOUNTAIN IN THE CLOUD entwickelte sich sogar eine regelrechte Streitkultur zwischen Sänger und Gitarrist John Baldwin Gourley und Produzent John Hill. „Er und ich haben nachts höchstens zwei bis drei Stunden geschlafen und uns dauernd gezofft“, erinnert sich der US-Amerikaner. „John ist eigentlich ein großartiger Kerl und hat ein fantastisches Ohr – aber genau deswegen sind die Sessions zu so einer Tortur geworden: Weil er alles hört.“ Aus diesem Grund hätten Portugal. The Man ihr aufgenommenes Material ständig überdacht, überanalysiert und neu geschnitten. „Dabei hat es beim ersten Mal schon gestimmt“, so Gourley.
Hinzu kommt: Die rastlosen Psychedelic Pop-Rocker, die mit IN THE MOUNTAIN IN THE CLOUD ihr siebtes Album in fünf Jahren vorlegen, hätten sich gar keinen so großen Druck machen müssen. Denn ihre neue Plattenfirma Atlantic ließ dem Quartett nahezu komplett freie Hand, wie Gourley bei einem Treffen mit Labelchef Craig Kallman erfuhr. „Das war ein echt seltsames Meeting“, berichtet der Bandboss. „Er fragte uns nach unseren Lieblingsbands und -songs. Dann hörten wir unsere Aufnahmen an, und er sagte uns, wie er es fand – was echt auf den Punkt war. Er hatte Recht. Und als ich schon fast durch die Tür war, sagte er noch: ‚Weißt du was? Vergiss das alles. Macht einfach, was ihr wollt.‘“ Das haben sie: nämlich genau da weitergemacht, wo sie auf dem Vorgänger AMERICAN GHETTO (2010) aufgehört haben – bei melodiösen Rock-Kleinoden.
Text: Lothar Gerber