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Puscifer

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OLYMPUS DIGITAL CAMERAMaynard James Keenan ist eingeladen. Und wenn der Frontmann von Tool und A Perfect Circle hofiert wird, kommt er natürlich gerne – auch an einem Montagmorgen in eine amerikanische Radioshow. Zusammen mit seinen Kollaborateuren Matt McJunkins und Jeff Freidl stand er einem US-Sender Rede und Antwort zur neuen Puscifer-Platte CONDITIONS OF MY PAROLE. Und wie immer, wenn Keenan irgendwo aufschlägt, hat er auch dort ein bisschen Anarchie verströmt. Auf den Albumtitel angesprochen (der übersetzt „Meine Bewährungsauflagen“ lautet), reagierte der 47-Jährige mit einer Gegenfrage an den Moderatoren: „Bist du eigentlich vorbestraft?“ Der erwiderte locker: „Nein, da dürfte mir auch mein Bewährungshelfer zustimmen.“ Das beruhigte Keenan: „Gut, dann kann ich auch weiterhin mit dir in diesem Raum sein. Ich musste das fragen, das ist Teil meiner Bewährungsauflagen.“

So plötzlich kann‘s gehen, dass man in den Genuss von Keenans verqueren Humor und damit auch in den Genuss der „Puscifer-Experience“ kommt. Puscifer soll schließlich nicht nur eine simple (Ambient-)Rock-Band sein, sondern eine multimediale Erfahrung (für die Konsumenten) und ein Ventil (für den ach so unruhigen und umtriebigen Geist Keenans). Nicht wenige eingefleischte Tool-Fans waren darüber schon 2007 irritiert. Das Puscifer-Debüt V IS FOR VAGINA entpuppte sich als sperriges Werk, das von monotonen Songstrukturen und dem Umstand geprägt war, dass Kee­nan selbst kein Harmonie-Instrument spielen kann. Obendrein wussten viele nicht, was sie von den zahlreichen skurrilen Merchandise-Artikeln halten sollten, die über die Puscifer-Webpage vertrieben werden. Kosmetika aus dem Hause Keenan? Das war vielleicht das Guten etwas zu viel.

CONDITIONS OF MY PAROLE dürfte nun weniger Menschen vor den Kopf stoßen, schließlich sollte nun durchgedrungen sein, wohin Keenan – musikalisch und da­rüber hinaus – mit seinem Nebenprojekt will: wo immer es ihn hinträgt. Einfach war es für den gestandenen Progrock-Sänger nicht, diesen Stil zu finden, werkelte er doch insgesamt rund zehn Jahre am Puscifer-Sound sowie am ersten Album. „Ich war schon lange in Tool und A Perfect Circle – für Puscifer setzte ich mir vor allem das Ziel, dass es anders sein soll als alles, was ich bisher gemacht hatte“, entsinnt sich der Glatzkopf. „Das war einfach eine große Herausforderung für jemanden, der mehr als ein Jahrzehnt musikalisch das gemacht hat, was er immer macht. Dieses Mal war die Herausforderung nicht ganz so groß, denn wir hatten ja schon eine Identität.“

Puscifer sind sich ihrer selbst bewusst – das schafft Freiräume. So tüfteln Keenan & Co. u.a. an einer ausgefallenen Live-Show, die vielleicht optisch nicht ganz so aufwendig wie Tool-Gastspiele produziert sein wird, aber eine ganz eigene Dramaturgie haben soll. Eine Mischung aus Rockshow, Stand-up-Comedy und Performance-Art soll es sein, glaubt man den Ankündigungen im Hörfunk. „Wir haben dem Projekt den Spitznamen ‚Twin Peaks in der Wüste‘ gegeben“, plaudert Keenan aus dem Nähkästchen. „Darin vorkommen werden alle möglichen Daseinsformen: Geister, Außerirdische, mit Perlen besetzte Handtaschen, Republikaner, Demokraten, Hippies, Bauern… All diese Charaktere sind von Menschen inspiriert, die wir tagtäglich sehen: in Arizona, in dieser unheimlichen Stadt Cornville, wo ich lebe und mein Studio habe, in diesem unheimlichen Tal.“

Apropos Arizona: Dort baut Keenan seit mehr als einem Jahrzehnt zusammen mit Geschäftspartner Eric Glomski Wein an. „Caduceus Cellars“ heißt ihre Kellerei. Auf einem seiner Weinberge hat der bevorzugt Cowboyhüte tragende Keenan die Asche seiner 2003 verstorbenen Mutter Judith Marie verstreut. Den 2007er Jahrgang benannte er nach ihr: Er heißt „Nagual del Judith“.

Doch zurück zu Puscifer: Sollte das Kollektiv im Zuge der Veröffentlichung von CONDITIONS OF MY PAROLE ein paar Deutschland-Konzerte zustande bringen, darf man sich auf unterhaltsame Abende freuen. Im Radio präsentierten die drei Puscifer-Jungs auch den ersten fertigen Song ›Man Overboard‹. Maynard James Keenan wollte zu dem Stück selbst nichts sagen: „Ich finde es besser, wenn jemand das Lied erklärt, der nicht darauf zu hören ist.“ Jeff wendet ein: „Ich habe eigentlich schon ein bisschen was dafür eingespielt.“ Doch Kee­nan weiß es besser: „Das haben wir rausgeschnitten.“

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