„Es fällt mir nicht leicht, darüber zu reden, deshalb singe ich“
Er war nicht nur Gitarrist der legendären Hellacopters, sondern auch Kopf von Thunder Express, die später zu Dundertåget wurden und fortan nur noch auf Schwedisch sangen. Dundertåget gibt es nicht mehr, aber der schwedische Gesang begleitet ihn auch auf seinem ersten Solowerk. Robert Dahlqvist ist zurück und überrascht mit einem Album fernab des gewohnten Rock’n’Roll. Ein sehr persönliches Gespräch mit dem blonden Lockenkopf ver- schafft Klarheit über die Hintergründe.
Interview:
Was ging in dir vor, als du dein fertiges Album zum ersten Mal gehört hast?
Es fällt mir schwer diesen Moment in Worte zufassen. Ich war gleichzeitig sehr traurig und froh. Die Gefühle überkamen mich und ich musste weinen. Du musst wissen, die letzten Jahre waren für mich nicht einfach. Ich durchleb- te eine Trennung und verließ Stockholm. Ich war sehr traurig. Es fällt mir nicht leicht darüber zu reden, deshalb singe ich.
Deine Musik spricht zwar Bände, aber erzähle doch bitte mehr über die Inhalte deiner Texte.
›Ingrid Isabel‹ ist der Name meiner Tochter. Sie wird im Oktober drei Jahre alt und ist die Inspiration in meinem Leben. In ›Ej Med Flit‹ geht es um meine Freundin. Ich war manchmal sehr schlecht zu ihr. Dieser Song ist meine Art, mich zu entschuldigen. Die meisten Texte jedoch handeln von mir als schlechtem Menschen und davon, ständig betrunken zu sein. Jetzt bin ich nüchtern.
Gab es während der Aufnahmen Momente, in denen du an dir oder deinen Songs gezweifelt hast?
Die ganze Zeit. Ich bin eine sehr unsichere Person und zweifle ständig an mir.
Wer hat auf SOLO noch mitgewirkt?
Viele Freunde haben mir geholfen, meine Freundin hat sogar auf einem Song mitgesungen. Sie ist Teil der Göteborger Band Goat. Die größte Unterstützung bekam ich von Björn Olsson. Wir haben das Album in seinem Studio aufgenommen und er hat es auch produziert. Björn wurde für mich zu einem Bruder. Er war sehr gut zu mir und ist einer der tollsten Menschen, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe.
Viele neuere Bands aus Skandinavien wie Kvelertak, Dunderbeist oder Horisont singen in ihrer Muttersprache. Wird dieser Trend auch deinem Album helfen?
Mir sind Trends egal. Ich bin ein Einzelgänger und schreibe meine Musik in erster Linie für mich selbst. In meiner Muttersprache singe ich, weil es sich für mich ehrlicher anfühlt. Außerdem bin ich mit schwedischsprachiger Musik aufgewachsen. Bands wie die Hellacopters oder Soundtrack of our Lives klingen manchmal sehr pathetisch, wenn sie auf Englisch singen. Auf mich wirkt das oft nicht echt.
Vermisst du manchmal die Hellacopters?
Ich vermisse die Jungs und mir fehlt es, mit Nicke Andersson abzuhängen, Spaß zu haben und zusammen Musik zu hören. Aber mit den Hellacopters zu spielen vermisse ich nicht. Bevor Nicke entschied, die Band aufzulösen, spielte ich bereits mit dem Gedanken auszusteigen. Dennoch war ich der Einzige der weinen musste, als die Band aufgelöst wurde. Es waren einfach tolle Jahre. Wir konnten zusammen lachen und alles war gut. Irgendwann veränderte sich alles und wir bekämpften uns. Also nein, ich vermisse die Hellacopters nicht. Heute bin ich sehr stolz auf mein Album und freue mich auf die Veröffentlichung.
Text: Ben Klein