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Ozzy Osbourne: Rückkehr aus der Hölle

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Ozzy Osbourne: Rückkehr aus der Hölle

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Am 9. Februar 1981 kehren Ozzy und seine Crew in die „Ridge Farm“-Studios zurück, um DIARY OF A MADMAN aufzunehmen. Max Norman sitzt erneut hinter den Reglern, diesmal bekommt er dafür auch einen Credit als Co-Produzent zugesprochen. Nach sechs Wochen sind die Songs im Kasten – und das Gesamtresultat stellt alle zufrieden. Die Platte ist ebenso gut, wenn nicht besser als BLIZZARD OF OZZ. Den absoluten Höhepunkt stellt der Titeltrack dar: Die Band kontrastiert ihre Heavy-Riffs mit einem düsteren Gothic-Flair inkl. Chor und Orchester-Einlagen, bei denen Carl Orffs CARMINA BURANA Pate steht. „Anfangs hat selbst Ozzy nicht ganz verstanden, worauf wir bei dem Track hinauswollten“, grinst Daisley. „Er sagte: ‚Das ist aber kein typischer Rock-Song! Der Rhythmus kommt mir irgendwie merkwürdig vor!‘ Ozzy wusste gar nicht, wann er einsetzen und was er singen sollte. Ratlos wütete er vor sich hin und rief: ‚Wer zum Teufel bin ich denn? Vielleicht Frank Zappa?‘“

Auch in anderen Bereichen steht Osbourne massiv unter Druck. Sharon und er kommen sich immer näher, sie ist häufig im Studio zu Gast und übernachtet in Ozzys Chalet auf dem Gelände. Das bleibt mittlerweile auch Thelma Osbourne nicht verborgen – sie reicht die Scheidung ein.

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Am 23. März verlässt die Band die „Ridge Farm“. Während DIARY OF A MADMAN gemischt wird, bereitet sich die Band auf die anstehenden Gigs vor, denn in vier Wochen startet die erste US-Tour. Als alles so weit steht, bleiben noch einige Tage zur freien Verfügung. Lee Kerslake beschließt, zu seiner Frau nach Lanzarote zu fliegen, wo das Paar wohnt. Er ruft sie kurz vor der Abreise an, damit sie sich auf seine Ankunft vorbereiten kann. Sie nimmt ab und sagt: „Lee, du bist raus. Ozzy wollte dich und Bob nicht mehr dabeihaben. Die US-Tournee findet ohne dich statt.“

Ein herber Schlag für Kerslake – nach Ansicht von Ozzy und Sharon jedoch notwendig für den weiteren Erfolg von Osbournes Karriere. „Ich hatte eine großartige Zeit mit den beiden“, setzt der Sänger zur Erklärung an. „Wir waren ein echtes Team. Doch als die Band größer und größer wurde, begannen sie damit, sich selbst und ihre Ideen ins Rampenlicht zu rücken. So nach dem Motto: ‚Meine Riffs sind cooler als deine!‘ Mir war klar, dass die Zusammenarbeit so nicht auf Dauer funktionieren würde.“

Und Sharon fügt hinzu: „Die beiden feilschten die ganze Zeit um mehr Geld. Außerdem benahmen sie sich wie Pfennigfuchser, packten z.B. das Catering aus dem Backstage-Bereich in Tupperschüsseln, nur um später kein Abendessen kaufen zu müssen. Das hat wirklich tierisch genervt.“

Bob Daisley empfindet diese Anschuldigungen selbst 30 Jahre später noch als „lächerlich und albern“. Er glaubt, dass er und Kerslake „gehen mussten, weil wir es gewagt hatten, Sharons Autorität in Frage zu stellen. Einmal ging es z.B. darum, dass einige der amerikanischen Veranstalter zwei Gigs an einem Tag über die Bühne bringen wollten, um mehr Profit zu erzielen. Als Ozzy davon erfuhr, kam er zu uns und bat uns: ‚Jungs, ihr müsst mir helfen – das schaffe ich nicht, meine Stimme wird abkacken!‘ Also sind wir gemeinsam zu Sharon marschiert und haben versucht, ihr zu erklären, dass die Sache so nicht laufen würde. Das Ende vom Lied: Sie schob uns den schwarzen Peter zu und behauptete, Lee und ich wären nicht in der Lage, das doppelte Pensum zu absolvieren. Dabei wollten wir nichts weiter tun, als Ozzy zu unterstützen…“

Nach dem unschönen Ausscheiden fühlen sich die beiden Musiker hintergangen und ausgenutzt. Und auch Randy Rhoads, der einzige Verbliebene, ist unglücklich. Er bietet seinen Ex-Kollegen sogar an, ebenfalls den Dienst zu quittieren. „Randy meinte zu mir: ‚Ich werfe sofort die Brocken hin, wenn ihr das möchtet. Ohne euch weiterzumachen, gefällt mir ganz und gar nicht‘, erinnert sich Daisley. „Diese Aussage zeigt, wie nahe wir uns damals standen. Doch ich wollte nicht, dass er nur unsertwegen die Chance seines Lebens verpasst. Also sagte ich: ‚Randy, diese Band wird bald durch die Decke gehen, die Platten sind potenzielle Millionenseller, glaub mir. Du solltest dabeibleiben, mein Freund. Und ich wünsche dir viel Glück dabei!‘ Vom jetzigen Standpunkt aus betrachtet, wünsche ich mir natürlich, dass ich ihm damals etwas anderes geraten hätte. Denn dann wäre er wohl noch am Leben.“

Am 22. April findet im „Towson Center“ in Maryland die Auftakt-Show von Osbournes US-Tournee statt. Auf der Bühne stehen Ozzy Osbourne, Randy Rhoads, Drummer Tommy Aldridge, Keyboarder Don Airey und der kubanische Bassist Rudy Sarzo, ein weiteres Ex-Mitglied von Quiet Riot. Einen Monat später steigt BLIZZARD OF OZZ in die Billboard-Charts ein und erreicht Platz 21.

Als Support-Act nimmt Osbourne Motörhead mit. Und in Band-Chef Lemmy Kilmister findet der Rocker einen willigen Partykumpel, der eine ähnliche Gier nach Alkohol und Drogen aufweist wie er selbst. Nach einer besonders heftigen Nacht, in der die beiden den „Chemiekasten“ noch stärker als sonst frequentiert haben, trifft Osbourne Kilmister am frühen Morgen wieder – und erschrickt bei dessen Anblick. „Ich hatte stundenlang Schnaps und Kokain in meinen Körper geschaufelt. Daher fühlte ich mich, als hätte mich jemand direkt aus dem Arsch eines Gorillas gezogen. Doch Lemmy war unglaublich zerstört – seine wächserne Haut wirkte so, als wäre er gerade einem Horrorfilm entstiegen, so leichenblass war er. Und dann kommt dieser Zombie auf mich zu und meint: ‚Verdammte Axt, Ozzy, ich hoffe wirklich, dass ich nicht genauso schrecklich aussehe wie du!‘ Ich dachte nur: ‚Oh nein, wenn dieser Kerl so etwas sagt, muss es tatsächlich grauenvoll sein…‘“

Um zu verhindern, dass sich Osbourne auf Tour komplett zu Grunde richtet, führt Sharon ein strenges Regiment. Jedes Crewmitglied, das Ozzy mit Drogen versorgt und dabei erwischt wird, muss sofort gehen. „Jeder will mit ihm befreundet sein. Und jeder, wirklich jeder, will eine Story über den krassen Ozzy Osbourne erzählen können. Da ist doch klar, dass er immer von dem Zeug umgeben ist“, erklärt Sharon ihre strikte Anti-Haltung. Offensichtlich hat sie mit ihrer rigiden Politik Erfolg – denn auch wenn Osbourne noch heute behauptet, während der Tour stets der „Vollste und Dichteste“ gewesen zu sein, gehen die 87 Shows, bei denen für sechs Wochen Def Leppard im Vorprogramm spielen, weitgehend reibungslos über die Bühne.

Als am 7. November 1981 schließlich das zweite Album DIARY OF A MADMAN in den Handel kommt, gefriert Bob Daisley und Lee Kerslake das Blut in den Adern. Auf der Platte sind Tommy Aldridge und Rudy Sarzo als Drummer bzw. Bassist gelistet, die Credits für die Produktion gehen an Ozzy, Randy und „Ridge Farm“-Techniker Max Norman. „Wir waren alle fünf an der Fertigstellung des Albums beteiligt. Doch Lee und ich bekamen nichts“, berichtet Daisley. „Sie haben uns quasi aus der Band-Geschichte getilgt.“

DIARY OF A MADMAN erreicht Platz 14 in den britischen Charts und schafft es in den USA auf Rang 16. Eine UK-Tournee, die im Dezember laufen soll, wird nach nur zwei Shows abgeblasen – Ozzy ist zu erschöpft, um das Pensum durchziehen. Doch schon vier Wochen später steht er wieder auf den Brettern, diesmal in den USA. Die Konzertreise, die in San Francisco startet, sorgt bis heute für Wirbel. Denn knapp ein Jahr, nachdem der (wie üblich volltrunkene) Ozzy bei einem Meet & Greet anlässlich der BLIZZARD OF OZZ-Veröffentlichung einer Taube den Kopf abgebissen hat, tut er etwas ähnlich Skurriles. Am 20. Januar 1982, drei Wochen nach Beginn der Tour, wirft ein Fan im „Veterans Auditorium“ in Des Moines, Iowa, eine Fledermaus auf die Bühne. Osbourne, der denkt, dass es sich um ein Spielzeug handelt, lässt sich erst von der Menge anfeuern und beißt dem Tier schließlich den Kopf ab. Erst als es zwischen seinen Zähnen knirscht, realisiert der Sänger, dass es sich nicht um eine Plastiknachbildung, sondern ein Lebewesen handelt.

Nur einen Monat später, am 19. Februar, wird Osbourne im texanischen San Antonio verhaftet, weil er, erneut randvoll, an eine Mauer von „The Alamo“ gepinkelt hat – einem US-Nationalheiligtum. Sharon ist schockiert über Ozzys Ausraster, und auch Randy Rhoads findet die Exzesse seines Chefs keineswegs beeindruckend. „Du wirst dich noch zu Tode saufen“, schimpft der Gitarrist. „Es ist im Nachhinein schon fast ironisch. Randy sagte solche Dinge zu mir und malte meine Zukunft in den düstersten Farben – dabei war er’s, der wenig später sterben musste, während ich noch immer hier bin“, so Ozzy nachdenklich.

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