Comeback-Meisterwerk der Indiefolker.
Es waren harte Zeiten für Fans der Fleet Foxes, sechs Jahre ohne Album. Ex-Drummer Josh Tillman hatte derweil Gelegenheit, als Father John Misty Weltkarriere zu machen und sich zum genialischen Chefdandy der Indieszene aufzuschwingen. Sänger und Songwriter Robin Pecknold zog es dagegen nach New York, wo er sich an der Columbia University einschrieb und musikwissenschaftliche Kurse belegte. Vielleicht liegt es daran, dass CRACK-UP, benannt nach einer Essaysammlung von F. Scott Fitzgerald, das wohl bislang komplexeste Album der Fleet Foxes geworden ist. Es ist ein mäanderndes Konzeptwerk, dessen elf fein ziselierte Songs zwischen Folk, barockem Pop und Indierock einander halten, sich ergänzen und ineinander fließen. Es geht um Einsamkeit, Trennungsschmerz und das Ringen um Liebe. „How could it all fall in one day?/Were we too sure of the sun?“, fragt sich Pecknold in ›If You Need To, Keep Time On Me‹, „aren’t we made to be crowded together, like leaves?“ im neunminütigen ›Third Of May/Odaigahara‹, das allein in sich mehr Stimmungen, Drama und musikalische Vielfalt vereint als andere das in ganzen Alben schaffen. Es ist übrigens nicht nur dieser Song, der in seinen feinen Harmonien, seiner emotionalen Dringlichkeit und poetischen Brillanz an den Paul Simon von STILL CRAZY oder HEARTS AND BONES erinnert. Nur ist CRACK-UP auf Anhieb weniger zugänglich als Simons Platten, manchmal vielleicht auch ein bisschen sperrig. Wer sich aber darauf einlässt, den erwartet nicht weniger als eine Offenbarung.
9/10
Fleet Foxes
CRACK-UP
NONESUCH/WARNER