Mit jedem seiner Filme tat Regisseur Ben Wheatley einen Schritt nach oben auf der Karriere- und Prominenzleiter: Nach der pechschwarzen Indie-Gangsterkomödie „Down Terrace“ folgten Stanley-Kubrick-mäßiger Okkult-Killerhorror mit „Kill List“, die Serienkiller-Romcom „Sightseers“ und der minimalistische wie experimentelle Mittelalterthriller „A Field In England“, bevor mit „High-Rise“ als blutiger Hochglanz-Science-Fiction-Dystopie der endgültige Aufstieg in die Oberliga gelang.
Nach dem wilden Ritt durch und über alle Genres folgt nun ein neuerliches lupenreines und auf die Quintessenz heruntergebrochenes Filmdestillat: Eine als Shoot‘em-Up-Kammerspiel angelegte Actionkomödie. Die Handlung klingt simpel, erweist sich jedoch schnell als perfekte Bühne, auf der Wheatley zum wiederholten Male mit höchster Kunstfertigkeit beweist, wie sehr er die jeweiligen Genre-Regeln abstrahieren und verinnerlichen kann, um daraus etwas Neues zu basteln: Im Boston der 70er Jahre treffen sich IRA-Kämpfer, Waffenhändler und Mittelsmann, denn einige Kisten automatischer Sturmgewehre sollen den Besitzer wechseln. Das Misstrauen zwischen den beiden potenziellen Handelspartnern ist von vorneherein groß, die angeheuerten Bodyguards samt nervösen Zeigefingern tragen nicht unbedingt zur Entspannung der Lage bei. Ein Missverständnis später verwandelt sich der Übergabeort in eine Schießbude, durch die Luft schwirren zunächst Anschuldigungen und Beschimpfungen, später jede Menge Kugeln.
Mit stilistischen Verneigungen vor dem nihilistischen Thriller- und Actionkino der 70er im Allgemeinen und vor Sam Peckinpah im Speziellen zündet Wheatley seinen stilististischen Molotow-Filmcocktail aus „Reservoir Dogs“, „Assault On Precinct 13“ und „The Wild Bunch“ – perfekt choreografiert, toll besetzt, urkomisch.
9/10
Free Fire
Splendid
Start: 06.04.