Rückkehr in den Americana-Schoß.
Wer bei Daryl Hall & John Oates an Hitsingles wie ›Maneater‹ denkt, beweist zwar, dass er gut aufgepasst hat, als es bei Chartskunde um die Geschichte des US-Duos im Grenzgebiet zwischen Rock, Soul und Pop ging. Dennoch dürfte viele das erst vierte Studiosoloalbum von John Oates unvorbereitet treffen – es sei denn, man kennt die Roots-lastigen BLUESVILLE SESSIONS von 2012. Denn der 69-Jährige hat nun eine lupenreine Americana-Platte aufgenommen: sparsam arrangiert, mit vielen prächtigen Akustikgitarren, die virtuos von Country-Picking zu Bluegrass-Läufen wechseln können und einem kehligen Gesang, der wehmütig und hoffnungsvoll zugleich klingen kann. Was einst als Tribute-Projekt für Mississippi John Hurt begann, entwickelte sich zu einer eklektizistisch angelegten Reise durch das alte Amerika, in dem auch der Blues seinen festen Platz hat. Das Faszinierende an den nur zehn Songs ist, wie glaubwürdig und mit beinahe schmerzhafter Intensität Oates die selbst verfassten Songs vorträgt. Man spürt, das ist die Musik seiner Kindheit, der er nun ein angemessenes Denkmal setzen will. Das ist zweifellos gelungen, wenn auch das Songwriting nicht immer der Qualität der Performance ebenbürtig ist.
6/10
John Oates
ARKANSAS
THIRTY TIGERS/ALIVE