Während die Gesellschaft kollabiert, finden die Alt.Rock-Hofdichter aus Newcastle Kraft im Persönlichen
Könnte es so etwas wie eine Leithammel-Band geben wären das in jüngerer Vergangenheit wohl Maxïmo Park. Einst war Paul Smith der Purzelbäume schlagende Indiepop-Romantiker unter den Alternative-Rockern, doch auf RISK TO EXIST von 2017 wandte er seine Poesie dem Politischen zu und warnte vor den Auswirkungen von Austerität, Brexit und Trump. Auf diesem synthetisch verstärkten siebten Album porträtieren die Briten, mittlerweile zum Trio geschrumpft, nun ein ausgehöhltes Post-EU-Großbritannien, doch resigniert suchen sie persönliche Wärme angesichts vollendeter Tatsachen. „The libraries are closing down … the island’s revolted“, intoniert Smith auf dem eleganten Zukunfts-Psych von ›Child Of The Flatlands‹, während ›Why Must A Building Burn‹ (… bevor die Mächtigen lernen?) Smiths Erfahrung, seinen einstigen Merchandise-Mann Nick Alexander unter den Toten des Bataclan-Massakers zu sehen, heranzieht, um einen Kommentar zum Brand im Londoner Grenfell Tower und der Kaltschnäuzigkeit der Tory-Partei zu umrahmen. Doch auf trotzig euphorischen Tracks wie ›Versions Of You‹, ›All Of Me‹ und ›Baby, Sleep‹ halten Liebe und Elternschaft in wundersamem Modernismus durch.
Die Referenzen an die Smiths und R.E.M. sind heute durchsetzt mit Spuren von The National, Tame Impala, The Killers und gelegentlich sogar ganz unverblümt Erasure. Wenn irgendetwas 2021 überleben wird, dann die Relevanz von Maxïmo Park.
7 von 10 Punkten
Maxïmo Park, NATURE ALWAYS WINS, PIAS/ROUGH TRADE
Text: Mark Beaumont