Der Ex-Jet-Frontmann überzeugt mit bittersüßem Zuckerkick.
Wie schnell sich die Vorsilbe „Alp“ vor den gelebten Traum drängeln kann, musste Nic Cester mit seiner alten Band erleben: Jet gelang gleich mit ihrem Einstand ›Are You Gonna Be My Girl‹ der große Wurf – ein Glücksfall, aber auch Stigma, an dem so manche Künstler zerbrochen sind. 2012 war Schluss, die Chemie zwischen den Akteuren war weg, das Feuer erloschen. Für den Frontmann eine Erleichterung. Cester nahm sich eine Auszeit, bereiste die Welt, tankte Leben. Wie gut ihm das getan hat, lassen die zwölf Songs seines Solodebüts erahnen. Anstelle des erdigen Rocksounds, der Jet zu einem der größten Musikexporte Australiens machte, dominiert auf SUGAR RUSH ein äußerst entspannter Vibe. Cester gestaltet seine Songs wie seine Biografie: als Forschungsreise zu Kraftorten. Soul wird hier ganz großgeschrieben, der Fuß vom Gaspedal genommen, stattdessen den Songs viel Raum gewährt, sich zu langsamen, aber unaufhaltsam vorwärts arbeitenden Groove-Monstern zu entwickeln. Produziert von Jim Abbiss (Adele, Arctic Monkeys, QOTSA) und gemeinsam aufgenommen mit der italienischen Band Calibro 35, deren explosive Funk-Eruptionen gerne mal von HipHop-Heavyweights wie Dr. Dre gesampelt werden, behauptet sich SUGAR RUSH als Bindeglied zwischen Soul, Blues, halluzinogener Psychedelik und italienischen Soundtracks der Siebziger und Achtziger. Durchdrungen von innerer Ausgeglichenheit verströmt es eine Aufbruchsstimmung, die ansteckend wirkt. Diesem Weg folgen wir gerne.
8/10
Nic Cester
SUGAR RUSH
ferryhouse productions/Warner