Stimmungsvolle Wave-Schattenseite.
Immer ein wenig schwer einzuordnen, stets treffsicher am Trend vorbei und von jeher nur sich selbst treu ergeben – The Beauty Of Gemina führen bis heute ein Nischendasein. Ein von einer überschaubaren Schar sehr verehrtes zwar, aber eben doch ein Nischendasein. Mit MINOR SUN wird sich daran nichts ändern. Muss es auch nicht. Die Schweizer verstehen sich auch so gut darauf, elegische Momente zu erschaffen, die von der bodenlosen Schwerelosigkeit des Wave ebenso durchwirkt sind wie von jener fundamentalen Tristesse britischer Post-Rock-Platten. Michael Sele, der in der Vergangenheit gern mal wie ein Nick Cave klang, besinnt sich auf seine eigene, sehnsüchtige Stimmfarbe, die die Atmosphäre der Songs ziemlich perfekt reproduzieren kann: Viel ist hier die Rede von Schmerz und Verlust, von Kämpfen und der drohenden Aufgabe. Monochrome Klangwelten, die ins Leere mäandern und auch mal Tempo aufnehmen sind ihre Sache, in kitschige Goth-Barock-Samt-Plattitüden taumelt die Band hingegen nie. Dafür ist sie zu treffsicher, zu stilbewusst. Gut, manchmal überstrapaziert ihr Wave-Rock das Pathos dann doch (›Endless Time To See‹) oder tendiert zur Überlänge (›Waiting In The Forest‹); dafür gibt es in ›Crossroads‹ auch mal schicke Americana-Spuren. Die Evolution, sie macht auch vor Vergangenheitsbewussten nicht Halt…
7/10
The Beauty Of Gemina
MINOR SUN
TBOG/ALIVE