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ROCK IN DER KRISE (Teil 01): Ist der Rock am Ende?

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ROCK IN DER KRISE (Teil 01): Ist der Rock am Ende?

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Def Leppard Rooftop Photoshoot

„Is this the end of the beginning? Or the beginning of the end? Losing control or are you winning? Is your life real or just pretend?“ (›End Of The Beginning‹/Black Sabbath)

Fakt ist, dass sich nicht nur die Rockmusik mit so apokalyptischen Prophezeiungen auseinandersetzen muss. Wenn man alles glaubt, was man liest, geht ALLES den Bach runter. In der Literatur wurden sowohl die Poesie als auch der Roman für tot erklärt – ein überholtes, gestriges Format, sagen manche Leute, mit vorhersehbaren Kunstgriffen und Handlungsbögen. In jüngerer Vergangenheit führte die Beliebtheit von Smartphones zu Wehklagen über die Zukunft der Fotografie („Es ist wirklich seltsam“, sagte der preisgekrönte Fotograf Antonio Olmos dem „Guardian“. „Die Fotografie war nie populärer…aber sie stirbt.“). Die Filmindustrie? DVD und Blu-ray sind ebenso todgeweiht wie die CD, abgehängt von Netflix und YouTube, bei gleichzeitigen Bedenken, dass die Werke selbst von vermeintlichen Erfolgsformeln und Testvorführungen kompromittiert werden.
„Ich denke [Hollywood] hat alles erreicht, wovon es immer geträumt hat“, sagte Regisseur Terry Gilliam vor Kurzem. „Das Publikum scheint heute sehr dumm zu sein. Es sieht sich denselben Film immer und immer wieder an. Wenn man heute ins Kino geht, ist es fast, wie wenn man sich einen Popsong anhört: Man kennt die Rhythmen, man weiß, wann der Downbeat kommt, man weiß, wann die Explosion kommt… Die Leute klammern sich an dem fest, bei dem sie sich sicher fühlen.“

Man könnte all diese Furcht auf die gute alte Angst vor Veränderungen zurückführen. In seinem Buch über apokalyptisches Denken „Das Ende der Zeiten“ schrieb Damian Thompson: „Es gibt eine Schule des Denkens, derzufolge der Millenarianismus [d.h. der Glaube an apokalyptischen Wandel] immer aus einem Zusammenprall von Kulturen entspringt, von denen eine technologisch überlegen ist.“ Der Schritt von physischen Artefakten (in der Musikwelt also Platten und CDs) zum digitalen Format (mp3s, Streaming) gilt definitiv als ein solcher Clash.
Die Rockmusik befindet sich aber auch im Kampf gegen ihre Vergangenheit. Wenn man in den 70ern oder 80ern Teenager war, konnte man sich mit zwei Jahrzehnten Rockgeschichte befassen. Die Teens von heute können nun auf Spotify in 50 Jahre Historie eintauchen und jeden Tag neue Klänge entdecken. Ältere Musikfans sind derweil mit Deluxe-Reissues und Reunion-Konzerten beschäftigt. „So endet der Pop“, schrieb einst der Popexperte Simon Reynolds. „Nicht mit einem Knall, sondern mit einem Boxset, dessen vierte Disc du nie spielen wirst.“ Eine Art Zukunftsphobie hat sich breitgemacht. Der Respekt, der den Großen der Vergangenheit entgegengebracht wird (und weiter WÄCHST), ist so riesig, dass neue Bands auf keinen grünen Zweig mehr kommen.Wie soll man dagegen ankommen?
Wo die Popkultur einst von einem Trend zum nächsten sprang, befinden wir uns heute im Zeitalter des „bitte mehr davon“. Die Websites, die man besucht, speichern Information über unseren Geschmack und ermutigen uns, nun ja, einfach mehr davon zu konsumieren. „Kunden, die dieses Produkt kauften, kauften auch… .“ „Wenn Sie das mögen, wird Ihnen auch dies gefallen.“ „Sie haben sich in letzter Zeit dieses oder jenes angehört. Hören Sie doch mal das hier… .“ Das Ergebnis: vom Verbraucher erzeugter Stillstand. „Die Beatles, The Who und die Kinks – das ist vorbei und wird nie wiederholt werden“, sagte Noel Gallagher. „Mitte der 90er waren es die Bands und eine kleine Gruppe von Fans, die dahinter standen. Jetzt ist der Konsument die treibende Kraft, also geht die Musik da hin, wo der Konsument es will. Es wird nie wieder etwas wie Punk, Acid House oder Britpop geben. Das ist Fakt. Der Verbraucher bekommt, was er will, und der Verbraucher hat keine Ahnung. Hätte man mitten in der Glanzzeit des Progrock den Verbraucher gefragt: ‚Was willst du als nächstes?‘, hätte er wohl kaum gesagt: ‚Ich will Johnny Rotten‘.“

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