Nachdem in den ersten Monaten jede Menge Klassiker-Alben erschienen sind, wird es im August Zeit für Live-Action. In England geht neben dem renommierten Reading-Festival ein neues Open Air an den Start. Es trägt einen vielversprechenden Namen: Monsters Of Rock. Und die Veranstaltung im „Donington Park“ wird dem Titel gerecht: Dank der hochkarätigen Besetzung mit Rainbow, Judas Priest, den Scorpions, Saxon, April Wine, Riot und Touch läuft das Event gut und kann sich im Laufe der Jahre zum Kult-Festival weiterentwickeln.
Auch an der Plattenfront tut sich einiges: Während sich die beiden Prog-Giganten Jethro Tull und Yes mit ihren Platten schwer tun, bringen Michael Schenker und Ian Gillan beeindruckende Solo-Alben heraus. Zudem treten Killing Joke erstmals auf den Plan.
Im September meldet sich Ozzy Osbourne mit BLIZZARD OF OZ zurück – mit an Bord: der unübertroffene Randy Rhoads. Ebenfalls grandios: FRESH FRUIT FOR ROTTEN VEGETABLES von den Dead Kennedys, HEARTATTACK & VINE von Tom Waits und David Bowies SCARY MONSTERS (AND SUPER CREEPS).
Doch in diesem Monat schlägt das Schicksal wieder zu: Led Zeppelin-Drummer John Bonham stirbt in der Nacht zum 25. September. Auch er ist Opfer seines exzessiven Alk-Konsums.
Trotz der Trauer in der Rock-Gemeinde muss es weitergehen: Die Dire Straits veröffentlichen MAKING MOVIES, Bruce Springsteen sein monumentales THE RIVER-Opus. Zudem können sich Fans mit frischem Material von Cheap Trick, Talking Heads, Budgie und dem Debüt von Diamond Head eindecken. Thin Lizzy und Status Quo sind ebenfalls zurück – allerdings nicht mit ihren stärksten Werken. Ganz im Gegensatz zu Lemmy Kilmister, der sich nach seiner Hawkwind-Abkehr mit Motörhead zurückmeldet und mit dem Fünftwerk ACE OF SPADES einen Klassiker auf den Markt schleudert.
Wenige Tage später, es ist mittlerweile November, schlagen Saxon mit STRONG ARM OF THE LAW ein zweites Mal in diesem Jahr zu. Ebenfalls formidabel: Whitesnakes LIVE…IN THE HEART OF THE CITY, ebenso wie das Erstwerk von U2, BOY.
Und dann kehrt zum Abschluss dieses gigantischen Rock-Jahres auch noch John Lennon nach fünfjähriger Album-Abstinenz mit DOUBLE FANTASY zurück. Doch nur drei Wochen nach der Veröffentlichung der Scheibe, die weltweit bejubelt wird, zeigt 1980 erneut seine schwarze Seite: Am 8. Dezember wird Lennon in New York von Mark Chapman ermordet. Bis heute hat sich die Musikwelt von diesem Trauma nicht völlig erholt. Und selbst wenn die Räder im Musikgeschäft nicht still stehen – The Clash bringen SANDINISTA! heraus, Queen den FLASH GORDON-Soundtrack und Steve Winwood sein zweites Solowerk ARC OF A DIVER –, ist der Ausklang des Jahres doch symptomatisch für die gesamten zwölf Monate: Es gibt viel, viel Licht, aber auch viel Schatten.
Alles in allem ein interessanter Rückblick auf 1980, mit einem kleinen Fehler. Queen haben sicher nicht mit „The Game“ überzeugt. Im Gegenteil, meiner Meinung nach war „The Game“ der Anfang vom Abstieg von Queen.