Auch Roger Chapman, der in den späten 60ern mit der Band Family seine Karriere begann und in den 80ern kurzzeitig mit Mike Oldfield kooperierte (›Shadow On The Wall‹), hat die 70 bereits überschritten. Seiner Stimme merkt man dies allerdings nicht an. Und ja, seine Stimme: Heutzutage, da man sich in TV-Contests auf die Suche nach dem nächsten rundgelutschten Super-Pseudo-Soul-Stimm-chen begibt, wirkt Chapmans quäkendes Reib-eisenorgan mit dem eigenwilligen Vibrato befreiend anachronistisch. Auch auf seinem neuen Album hat Chappo, der in Deutschland einem breiteren Publikum erst durch das WDR-Rockpalast-Konzert 1981 mit seiner Band Shortlist bekannt werden sollte, nicht verlernt, diese ungewöhnliche Gabe angemessen zu nutzen. Man höre sich nur ›Oh Brother, Take Me Now‹ einmal an. ›Hell Of A Lullaby‹ entwickelt sich dank seiner ruhigen Grandezza zu einem ganz großen Film. Immer wieder ertappt man sich dabei, sich furchtsam zu fragen, ob Chappos brüchige Stimme durchhalten wird. Auch das Gros der übrigen Tracks kommt uneitel, abgeklärt und tief geerdet daher. Geboten wird Rock, Blues und Countryrock mit dichter Atmosphäre, großer Wirkung und einer magischen Gelassenheit, exemplarisch vielleicht am eindeutigsten in ›All Too Soon‹ ausdifferenziert – Musik, wie sie einem Rod Stewart möglicherweise einmal vorgeschwebt hat. Auf PEACOLOGY befindet sich etwas sehr rar Gewor-denes, nämlich echte Musik.