Unvergleichlicher Spacemen-Rock, neu geerdet
Mit dem Kopf in den Wolken feilt Jason Pierce schon seit Jahrzehnten an seiner einzigartigen Vision eines allumfassenden Sounds zwischen epischem Space-Rock, süßem Country, herzergreifendem Soul und wildem Free-Jazz, der immer wieder neue Blüten treibt. Auf der neuen LP seiner Band mag eine Crooner-Ballade wie ›Crazy‹ dafür sorgen, dass die wohlige Melancholie und der detailverliebte Perfektionismus der Vergangenheit nicht vollends verschwinden, trotzdem verschiebt sich der klangliche Fokus spürbar. Als Reaktion auf die zermürbende Akribie, die vor drei Jahren mit AND NOTHING HURT ihren Höhepunkt fand, rückt der Brite nun verstärkt pulsierende Nummern wie ›Best Thing You Never Had‹ oder ›The A Song‹ in den Fokus, die vertraute psychedelische Opulenz mit der elektrisierenden Energie der Live-Auftritte Spiritualizeds brillant vereinen. Dass beim LP-Titel erneut Kurt Vonneguts berühmter Antikriegs-Roman „Slaughterhouse Five“ Pate stand, unterstreicht aber auch: EVERYTHING WAS BEAUTIFUL ist keine echte Abkehr von den AND-NOTHING-HURT-Tugenden, sondern viel- mehr die Kehrseite derselben Medaille.
8 von 10 Punkten
Spiritualized, EVERYTHING WAS BEAUTIFUL, BELLA UNION/PIAS/ROUGH TRADE