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Steve Gorman: Über Trigger Hippy und die Black Crowes | uncut

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Steve Gorman: Über Trigger Hippy und die Black Crowes | uncut

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Black Crowes 1994
Ist das eine der großen Lektionen, die dich deine Zeit bei den Black Crowes gelehrt hat?
(lacht) Ja, ohne Zweifel. Die Black Crowes waren unglaublich erfolgreich, aber wir hatten auch unglaubliche Tiefpunkte. Da gab es wirklich einiges an schrecklicher Fehlkalkulation und einfach generell die Attitüde, dass man das Kollektiv schon mal vernachlässigen kann. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass so etwas wirklich traumatisieren kann. Das hat mich emotional fertiggemacht damals. Deswegen will doch niemand eine Band gründen. Es ist schade, dass es mit dieser Truppe so gelaufen ist. Ich war schon immer ein Teamplayer und deswegen möchte ich auch, dass wir Trigger Hippy als gleichberechtigte Gemeinschaft bestreiten.

So sollte das im Optimalfall ja eigentlich auch laufen…
Exakt. Das beste Beispiel hierfür: Hinter geschlossenen Türen haben diese Typen (von den Black Crowes, Anm. d. Red.) versucht, sich gegenseitig umzubringen. Jedes Arbeitsverhältnis ist gekennzeichnet von Hürden und Problemen. Es muss nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein, aber die Kunst ist es, trotzdem keine Entscheidungen alleine zu treffen. Aktuell verstehen wir uns bei Trigger Hippy unfassbar gut und wir respektieren einander. Es wäre schön, wenn sich das niemals ändert, aber am Ende des Tages sind auch wir eine Band und als Band kann es schwierig werden. Ich erwarte kein perfektes Klima, aber solange wir zusammenhalten, bin ich glücklich.

Du lebst in Nashville: Wie viele Sekunden brauchst du, um einen talentierten Gastmusiker aufzutreiben?
(lacht) Wirf einfach einen Stein und derjenige, der getroffen wird, ist der richtige. So ist das hier wirklich. Als wir mit Ed angefangen haben, wollten wir noch ein paar zusätzliche Gitarrenspuren haben. Eines Tages stand ich im Café in der Schlange und vor mir wartete zufällig Jason Isbell. Wir fingen an zu plaudern und ich erzählte ihm, dass wir gerade mit Trigger Hippy im Studio waren. Dann habe ich ihn spontan eingeladen, ein bisschen mitzuspielen. Und zack, schon war er mit dabei. Das Gitarrensolo von ›Butcher’s Daughter‹ ist jetzt also von ihm. (lacht) Das ist schon cool, so läuft das hier.

Du hast gerade eine neue Radio-Show angefangen, richtig?
Ja, meine Sportsendung hörte vor einem Jahr auf. Das neue Programm heißt „Steve Gorman Rocks“. Ich spiele Classic Rock, kommentiere ein wenig und führe Interviews.

Du hast die Show angefangen, du veröffentlichst morgen dein neues Buch, das neue Album kommt auch bald raus. Kannst du dich gut oder schlecht entspannen?
(lacht) Entweder passiert bei mir überhaupt nichts, was ich sehr gerne für mich nutze oder aber es geht rund. Sagen wir so, in den letzten Jahren war ich sehr beschäftigt damit, beschäftigt zu sein. Der erste Entwurf des Buchs war vor einem Jahr fertig, das Album ebenso, die Radioshow eigentlich auch. Dann ergab sich diese neue Sendung und… Also um ehrlich zu sein, hatte ich nicht vor, das alles auf einmal zu machen. Aber das Leben spielt eben manchmal wie es spielt und deswegen ist in diesem Monat ganz schön was los. Irgendwie muss man ja aber auch versäumte Zeit aufholen. Ich liebte es, ein Vollzeit-Musiker zu sein. Aber wenn ich von einer Tour mit den Crowes nach Hause kam, saß ich einfach in meinem Zimmer und starrte monatelang die Wand an. Da habe ich echt nicht viel auf die Kette bekommen, deswegen mag ich es gerne, beschäftigt zu sein und meine Aufmerksamkeit auf mehrere Projekte aufzuteilen, sodass mich nicht eine Sache völlig verschlingt.

Das kenne ich, sich selbst von sich selbst ablenken wirkt manchmal wahre Wunder.
(lacht) Meine Frau und ich haben zwei Kinder und beide Male, wenn sie schwanger war, sind wir in eine neue Stadt gezogen. Da waren unsere Gedanken perfekt ausbalanciert zwischen dem Umzug und dem kommenden Familienzuwachs. Man muss lernen, sich selbst ein wenig auszutricksen.

Morgen kommt dein Buch “Hard To Handle: The Life and Death of the Black Crowes” heraus. Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Seit wann spielst du mit dem Gedanken, deine Version dieser Geschichte aufzuschreiben?
Ach, dieser Gedanke spukte jahrelang in mir umher. Ich dachte, irgendjemand sollte das tun. Die ursprüngliche Idee aus den 90ern war, dass ich ein paar echt absurde und witzige Geschichten auf Lager hatte. Als sich das ganze weiterentwickelte und schließlich unschön endete, änderte sich meine Sichtweise auf diesen Anekdoten-Ansatz. Was gleich blieb, war mein Ansatz, dass ich ein Buch schreiben wollte, das niemand glauben kann, weil es sich zu bizarr anhört. Das hat sich nie verändert. Eigentlich wollten wir 2014 noch eine letzte Farewell-Tour spielen, an deren Ende wir uns alle die Hände schütteln hätten können. Aber Chris wollte das ganze Geld allein einsacken, er hat die Chance der Black Crowes auf ein würdevolles Ende zerstört. Das war so eine verrückte Angelegenheit, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Unsere Geschichte war nie sonderlich friedlich, es gab kein Happy End, aber was Chris mir, seinem Bruder und unserer ganzen treuen Crew angetan hat, war wirklich unfassbar. Das Narrativ, das jahrelang diese Geschichte bestimmte, hat mich gestört, weil es einfach nicht der Wahrheit entsprach. Dass Ed Harsh dann 2016 starb, war der finale Auslöser. Damals war mir das nicht bewusst, aber retrospektiv ist es ziemlich klar. Ich wusste immer, dass die Band niemals wieder zusammenfinden würde, aber als Ed starb, verlieh das dieser ganzen Angelegenheit eine drastische Endgültigkeit. Es war vorbei. Nicht nur die Band war tot, auch die Idee davon. Ein paar Monate darauf habe ich beschlossen, dieses Buch wirklich zu schreiben. Und erst nach circa zwei Jahren habe ich wirklich mit der Umsetzung angefangen.

Hatte das Schreiben einen therapeutischen Effekt auf dich?
Ich denke schon. Ich meine, ich hatte schon genügend Therapie, um das mit der Band irgendwie zu verarbeiten. (lacht) Aber einfach die Tatsache, dass ich nochmal alles geordnet und echt niedergeschrieben habe, hat mir eine klare Sicht auf die Dinge gegeben. Der Abstand gibt dir nochmal eine andere Perspektive. Während ich damals drin steckte, war mir klar, dass viel falsch läuft, aber ich hatte immer das Bedürfnis, so viele Schäden wie möglich zu reparieren. Heute weiß ich, dass die Black Crowes so enden mussten, wie sie endeten. Es war einfach ein ewiger Kampf.

Chris hat ein Statement über dein Buch abgegeben. Juckt es dich, was er denkt?
Nicht im Geringsten. Ich meine, ihn interessiert genauso wenig, was ich zu sagen habe. Das ist ziemlich offensichtlich. Bei uns war das schon immer so: Wir führten beide dasselbe Gespräch und hatten im Anschluss eine völlig unterschiedliche Auffassung davon, was gerade besprochen wurde. Das ist ein Phänomen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich lange mit diesem Buch beschäftigen wird. Er wird nicht sehr froh darüber sein, aber am Ende geht es ihm am Arsch vorbei. Und mir ist das wirklich egal. Er könnte jetzt sagen, das Buch ist das beste Buch, das er je gelesen hat oder es ist das größte Stück Scheiße, das er jemals in Händen gehalten hat. Für mich kommt es auf das gleiche raus.

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