Neben den von dir erwähnten Gästen gibt es auf AT THE EDGE OF LIGHT mit Schlagzeuger Nick D’Virgilio und Bassist Jonas Reingold auch echte Progrock-Stars. Ist es mit solchen Persönlichkeiten schwieriger zu arbeiten als mit hierzulande relativ unbekannten Künstlern aus fernen Kulturen.
Nein, überhaupt nicht. Wobei ich dazu sagen muss, dass zum Beispiel Durga und Lorelei McBroom absolute Stars in dieser Szene sind. Ich meine: Wer mit Pink Floyd oder den Rolling Stones gespielt hat, bleibt anschließend nicht lange unbekannt. Für mich ist und war die Arbeit mit meinen Gästen immer eine erfreuliche und niemals schwierige Angelegenheit. Natürlich gibt es Unterschiede in den Persönlichkeiten, aber genau die machen ja die jeweiligen Künstler aus. Ich mag so etwas, ich liebe die Überraschungen, die mit solchen Kooperationen verbunden sind. Man muss ungewöhnlichen Künstlern einfach nur den nötigen Raum geben, sich voll entfalten zu können, und schon wird man reich belohnt. Ich sehe mich in diesem Kontext als MC, als master of ceremonies, der nicht nur auf sein eigenes Instrument starrt und möglichst viele Gitarrensoli spielen will, sondern der den Blick fürs Ganze besitzt und die unterschiedlichen Strömungen kanalisiert. Ich liebe diese Aufgabe, sie erfüllt mich mit großer Befriedigung. Früher war das bei mir anders. Damals war ich total auf Gitarren fixiert und wollte immer nur Riffs und Leads hören. Heute dagegen liegt mir der gesamte Song mit all seinen Bestandteilen am Herzen.
Dennoch giltst du für die breite Öffentlichkeit immer noch als Gitarrenheld. Stört dich das?
Nein. Jeder darf sich ein eigenes Bild von mir und meiner Musik machen. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als die Medien aus mir einen Stargitarristen machen wollten. Das war schon damals nicht meine Welt und ist es heute noch viel weniger. Ich habe schnell gemerkt, dass mich in der Musik weit mehr interessiert als nur der Gitarrenaspekt. Ich mag die Dynamik in der Musik, die kompositorische Qualität eines Stückes, die textliche Seite, ungewöhnliche Akkordstrukturen. Mich fasziniert ganz generell, wie gute Songschreiber arbeiten.
Und sicherlich auch, wie man all dieses in einen guten Sound verpackt, oder? So geschmackvoll wie AT THE EDGE OF LIGHT klingen heutzutage nur wenige Ethno-Rock-Produktionen.
Der Soundaspekt einer Scheibe ist für mich immer noch eines der größten Mysterien in der Musik. Ich wünschte, ich würde das Rezept kennen, wie man Magie in eine Produktion bringt. Aber ich kenne es nicht, also bleibt mir nur, immer wieder von anderen Künstlern zu lernen. Ich schaue mir Dinge ab und archiviere sie. Übrigens nicht nur in meinem Kopf, sondern oftmals in einem richtigen kleinen Büchlein. Wenn ich etwas höre oder entdecke, schreibe ich es mir sofort auf. Ich hasse es, Ideen zu vergessen, deswegen kommt es durchaus vor, dass ich halbnackt aus der Dusche steige, mitten während des Essens oder spätabends aus dem Bett aufstehe, um mir Notizen zu machen. Außerdem sollte man nie so arrogant sein zu glauben, dass man nichts mehr dazulernen kann. Man sollte Experten für ihr großes Wissen honorieren, damit sie es auch an andere Künstler weitergeben.
Apropos: Auf deiner Tour im Frühjahr 2019 gibst du erneut viel von deiner großen Erfahrung mit Genesis weiter. Grundlage der Tournee sind die Alben SELLING ENGLAND BY THE POUND und SPECTRAL MORNINGS, dein Solodebüt. Weshalb ausgerechnet diese beiden Scheiben?
Weil für mich SELLING ENGLAND BY THE POUND das beste Genesis-Album ist, an dem ich beteiligt war. Und SPECTRAL MORNINGS hat deshalb eine so große Bedeutung, weil es mein Solodebüt war und somit der Beginn meines Anspruchs, einen eigenständigen Ethno-Rock zu entwickeln. Natürlich werden wir auch Stücke von AT THE EDGE OF LIGHT spielen, das alles in einer zweieinhalbstündigen Show mit vielen Überraschungen. Wie schon erwähnt, befinden sich auf AT THE EDGE OF LIGHT eine Menge magischer Momente, und die wollen wir natürlich auch auf die Konzerte übertragen. Es werden wundervolle Abende mit vielen geschichtsträchtigen Momenten.
Steve Hackett ist ein unglaublich vielseitiger Musiker und gleichzeitig ein äußerst sympathischer und bescheidener Zeitgenosse ohne jegliche Allüren – ich freue mich sehr, ihn demnächst mal wieder live erleben zu dürfen!
Seltsam an diesem ansonsten interessanten Artikel ist die Aussage, „Spectral mornings“ wäre sein Solodebut gewesen – das ist völlig falsch, denn zuvor gab es bereits „Voyage of the acolyte“ und „Please don‘t touch“…?
Bitte gründlicher recherchieren oder besser formulieren, zumal das hier im Text zweimal auftaucht und einmal sogar wie ein Zitat von ihm ausgewiesen wird…und ich denke, der Mann weiß, wie sein erstes Soloalbum hieß!