Lebenslange Klausur eines Genies.
Als Roger „Syd“ Barrett im Juli 2006 in seiner Heimatstadt Cambridge im Alter von 60 Jahren starb, nahm er sämtliche Mythen, die seit seinem Rückzug Mitte der siebziger Jahre kursierten, mit ins Grab. Biografien über das „Genie der psychedelischen Exzesse“ gab es bereits einige, manche davon angefüllt mit teils bizarren Mutmaßungen über den Kopf der frühen Pink Floyd. Es wurde also höchste Zeit, Gerücht von Wahrheit zu trennen.
Rob Chapman, britischer Autor und Journalist, der 1972 im Cambridge Corn Exchange Augenzeuge wurde, als Barrett nach zwei wenig beachteten Solo-Alben versuchte, mit der Formation Stars wieder Fuß zu fassen, zeichnet in SYD BARRETT: A VERY IRREGULAR HEAD ein äußerst differenziertes Bild des Sängers, Gitarristen, Komponisten und Malers. Er räumt mit der Mär des „verrückten Einsiedlers“ ebenso auf wie mit der Annahme, Barrett sei ein Opfer allzu intensiven LSD-Konsums gewesen. Schlüssig schildert Chapman, dass Barretts Rückzug vornehmlich dem Desinteresse an Ruhm und den Mechanismen des Musik-Biz geschuldet war. Eine oft kolportierte Geschichte bewahrheitet sich nach intensiver Recherche allerdings doch: 1982 ließ der bis zu seinem Tod recht komfortabel von seinen Tantiemen lebende Barrett den Pop-Moloch London für immer hinter sich, indem er zum Haus seiner Mutter in Cambridge zurückkehrte. Und zwar zu Fuß.