15 Jahre hat es gedauert, bis Chris und Rich Robinson ihre 2019 verkündete Reunion, die sie bereits mit einer Tour zum Jubiläum von SHAKE YOUR MONEY MAKER feierten, mit einem neuen Album vollends besiegeln. HAPPINESS BASTARDS heißt es, das neue Werk der Black Crowes und klingt, als wäre die musikalische Verbindung der beiden Brüdern keine Sekunde unterbrochen gewesen. Im Interview erzählt ein euphorisierter Chris Robinson von der Entstehung der Platte und warum „es gerade eine sehr gute Zeit für die Black Crowes“ ist.
15 Jahre Pause, eine unmöglich erscheinende Reunion und ein neues Album. Fühltet ihr euch bei den Arbeiten an HAPPINESS BASTARDS einem gewissen Erwartungsdruck ausgesetzt?
Eigentlich gar nicht. Wir waren schon immer eine Band, die ihre Gefühle als Operationsgrundlage nutzt. Wahrscheinlich waren wir angespannter, als wir mit SHAKE YOUR MONEY MAKER auf Jubiläumstour gingen, weil wir eine Band zusammenstellen und dafür sorgen mussten, dass alles gut klingt. Als Songwriter sind Rich und ich relativ selbstbewusst, wir wollten eine Platte machen, die die Black Crowes als Ganzes widerspiegelt, eine fokussierte Up-Tempo-Rock’n’Roll-Platte. Zusammen mit unserem Produzenten Jay Joyce ist uns das gelungen – mit ihm waren die Sessions ganz leicht und wir hatten total viel Spaß. Viele Bands bevorzugen einen eher wissenschaftlichen Ansatz im Studio, wir sind da eher auf der Chaos-Seite. (lacht) Es geht ja schließlich immer noch um Rock’n’Roll, der sollte schon ein bisschen wild sein! Rich und ich tendieren deswegen manchmal dazu, die Takes auszusuchen, die knapp davor sind, auseinanderzufallen. Jay hat das verstanden und auch Rich’s Gitarrenspiel. Er ist ein sehr einzigartiger Gitarrist, nicht nur wegen seiner offenen Tunings, sondern vor allem wegen der Art, wie er Rhythmusgitarre spielt. In den meisten Bands formen Bass und Schlagzeug die Rhythmus-Sektion, doch in unserem Fall hängen sich alle an Rich dran.
War es wichtig für euch, erst zu touren und dann die Platte aufzunehmen?
Die Tour half uns auf jeden Fall dabei, herauszufinden, welche Art von Album wir machen wollen. Viele Leute verliebten sich in SHAKE YOUR MONEY MAKER, weil es eine richtige Samstagabend-Platte war. Durch die Tour wurde uns klar, dass die neue Scheibe einen richtig in Stimmung bringen sollte. HAPPINESS BASTARDS legt man auf, wenn man sich zum Ausgehen fertig macht – für einen Abend, den man am nächsten Morgen bereut. (lacht) Wir erkannten, wie besonders die Black Crowes für uns und unser Publikum sind. Dass die Menschen da draußen wirklich etwas mit unseren Songs verbinden. Nicht, dass wir das vorher nicht kapiert hatten, aber vielleicht nahmen wir es am Ende der Black Crowes als zu selbstverständlich hin. Wir waren so mit unserer Wut und Enttäuschung beschäftigt, dass wir die Magie aus den Augen verloren, die diese Band heraufbeschwören kann.
Du bist sehr Kunst-interessiert, beschäftigst dich viel Literatur. Aus welchen Quellen schöpfst du beim Texten?
Da kommt vieles zusammen. Ich gehe das Texten eigentlich an, als würde ich eine Filmszene schreiben. Ich überlege mir, wo etwas stattfindet, was außen herum passiert und wie der Dialog aussieht. Ich verarbeite persönliche Erfahrungen, Erlebnisse von Bekannten oder Geschehnisse, die ich am Rande mitbekomme, z.B. wenn ich am Flughafen warte. Im Grunde geht es um deine Vorstellungskraft. Ich habe eine fruchtbare Beziehung zu Kunst jeglicher Couleur, Tanz, Graphik, Neues, Altes. Außerdem betrachte ich das Tourleben als großes Abenteuer, auch wenn ich das schon seit über 30 Jahren mache. Wir haben viele Freunde in vielen verschiedenen Städten und dann ist da trotzdem noch dieses unberechenbare Moment: du weißt nie, wen du diesmal treffen wirst, es gibt so viele Charaktere und Geschichten da draußen. Für mich hört das nie auf, so bin ich einfach. Früher, wenn ich was angestellt habe und meine Eltern mich aufs Zimmer schickten, dachte ich mir immer: ‘Super!’ (lacht) Ich konnte ja lesen oder etwas malen oder einfach tagträumen. Werde ich manchmal müde? Ja. Ist dieses Leben manchmal anstrengend? Ja. Fühle ich mich einsam, wenn mich meine Frau mal nicht auf Tour begleiten kann? Ja! Das bedeutet jedoch nicht, dass ich nicht dafür brenne oder das Abenteuer nicht genieße.
Hattest du trotzdem in deiner Karriere schon einmal die Sorge, nicht mehr zu wissen, worüber du noch schreiben sollst?
Nicht wirklich! (lacht) Vielleicht, weil ich weiß, dass es bei den Black Crowes einfach funktioniert. Wenn Rich mir ein Riff vorspielt, das ich cool finde, dann geht die Idee da schon los. Ich spüre mich in den Vibe des Songs rein – ist er sanft oder wütend? Meine Art zu dichten, kann dieses Lied dann nochmal auf ein anderes Level heben.
Die Mischung zwischen dir und Rich macht’s eben…
Weißt du, wir haben dieses Gespräch angefangen und über Druck gesprochen. Wir sind eine Rock’n’Roll-Band und haben Songs, die bekannt sind. Doch selbst bei unseren Hits haben Rich und ich immer nur geschrieben, um uns selbst glücklich zu machen – dass das dann bei anderen etwas auslöst, ist wundervoll. Im Jahr 2024 fühlen sich die Menschen den Black Crowes verbunden, weil wir keine Computer auf der Bühne haben, weil wir laut und ruppig sind. Wir sind wild, frei und sehr lebendig. Und das ist für mich Rock’n’Roll: der ultimative Bastard! (lacht) Ein großer Schmelztiegel, da kommt alles rein, was du dir nur erträumen kannst. Wir haben keine Angst davor, unser Herz auf der Zunge zu tragen und Chancen zu ergreifen.
Apropos Schmelztiegel: ›Flesh Wound‹ ist ein totaler Sunshine-Punk-Song…
Ja, wir stehen ja auch auf diesen 60s-Garage-Sound. Die13th Floor Elevators, Yardbirds, Kinks – diese Art von Musik war die Petrischale dafür, was man später als Punk bezeichnete mit Bands wie den New York Dolls oder Iggy & The Stooges. Das ist auch Teil unserer DNA. Wir hatten so viel Spaß mit dieser Platte und ›Flesh Wound‹ ist so ein Track, da kann man einfach Gas geben. Wir freuen uns schon drauf, den live zu spielen. Unsere Band ist so toll, die Beiträge der einzelnen Mitglieder zu dem, was Rich und ich machen, sind grandios. Alles in allem ist es gerade eine sehr gute Zeit für die Black Crowes.
Ich finde HAPPINESS BASTARDS sehr gelungen, weil ihr ungezwungen nach den Black Crowes klingt, aber euch nicht selbst reproduziert.
Würden wir uns irgendwas vornehmen, nach dem Motto ‘wir klingen jetzt modern’ oder so, dann wären das einfach nicht wir. Wir müssen total Bock haben auf das, was wir tun. Als wir SHAKE YOUR MONEY MAKER 1990 veröffentlichten, mochten die Leute es, weil darauf echte Gitarren zu hören waren. Heutzutage ist es fast wieder wie damals. Die Black Crowes haben viele verschiedene Alben herausgebracht, und wenn heute ein Song von uns im Radio läuft, wirkt er in dieser heutigen Welt echt anders.
Was ist der Schlüssel dafür, um ein glücklicher Bastard zu sein?
Den Albumtitel habe ich einem Buch entliehen, ich liebe ihn, weil er so perfekt passt! (lacht) Jeder weiß, dass diese Band Probleme hatte, Rich und ich haben unsere Streitigkeiten in der Öffentlichkeit ausgetragen – doch manches davon war auch der Treibstoff, der uns angefeuert hat. Das ist der Bastard-Teil. (lacht) Der Happiness-Teil ist ein bisschen mit Augenzwinkern, wir sind inzwischen eben ein bisschen älter, ein wenig weiser, wollen aber trotzdem noch richtig Rabatz veranstalten! (lacht), HAPPINESS BASTARDS weist also auch in die Zukunft und das, was man von den Black Crowes noch erwarten kann.
Was Chris Robinson in dem Interview mit Frau Flossmann wieder gegeben hat, ist die Quintessenz, das Wesentliche, das Wichtigste für mich warum ich seit den Anfängen der ,, Crows ,, als Fan dabei bin.
Die Robinson Brüder und ihre Black Crows- Band-Mitglieder haben den Spirit der besten Rock-Blues-Dekaden in ihren Songs konserviert ohne die Stile der damals angesagten Bands stupide zu kopieren.
Es erfüllt mich mit Freude, dass die Ära der ,, Crows ,, und die musikalische Verbundenheit der Robinson Brüder weiter geht, hoffentlich noch sehr lange….
Hand gemachte Musik, Rock und Blues sind aktueller den je in diesen von ,, künstlichen Intelligenzen ,, versifften Zeiten die in allen Lebensbereichen sich breit machen oder bewusst von skrupellosen Geschäftemachern als das alleinig selig machende für die gesamte Menschheit angepriesen wird.
Gut zu wissen, dass es noch Exemplare aus unserer Spezies wie die Robinson Brüder gibt.
Ich wünschte mir mehr davon, besonders in den politischen Schaltzentralen unserer Gesellschaften, dann würde dieser Planet vermutlich für uns die bessere Lebensgrundlage bieten.
Musik, Musik-Machende zetteln keine Kriege, keine Massen todbringen Konflikte an, haben sie noch nie seit bestehen unserer Spezies.
Musik ist und kann ein Freidens-Stifter, Friedensbewahrer sein was Politik niemals sein wird und auch niemals war.