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Titelstory: David Bowie – Griff nach den Sternen

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Titelstory: David Bowie – Griff nach den Sternen

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Archiv-Juwelen

Lange verschollen, jetzt verfügbar: Bowies „lost album“ TOY, das eigentlich 2001 erscheinen sollte, ist seit kurzem online erhältlich.

Tony ViscontiText: Paul Trynka.

Die Geschichte von TOY beginnt im Sommer 2000 und markiert Bowies Reunion mit Tony Visconti (Foto), jenem großartigen Produzenten, mit dem er seit fast 20 Jahren nicht mehr zusammen gearbeitet hatte. Der wiederbelebten Kollaboration sollten zwei ausgezeichnete Alben entspringen, nämlich HEATHEN und REALITY, doch das Werk, das ihre erneute Zusammenarbeit begründete, ging während der Neuorganisation der Plattenfirma Virgin leider verloren. Dabei ist die Songsammlung TOY derart angefüllt mit historischen Bezügen, dass einem schwindelig werden kann: Da ist ein Remake von ›Liza Jane‹, mit dem David Bowie alias Jones 1963 erfolglos debütierte – ein junger Mann mit großen Ambitionen, aber noch nicht ganz so großem Talent. 38 Jahre später hat er allerlei Leben gelebt, die neue Version klingt rau, düster und sumpfig, ist schön produziert, überzeugt aber dennoch nicht. Bowie imitiert Tom Waits, der seinerseits Howlin’ Wolf imitierte. Diese Mimikry mag einer der Gründe dafür sein, warum TOY eben nicht offiziell veröffentlicht wird, sondern nur im Netz erhältlich ist. Denn was auf ›Liza Jane‹ zutrifft, gilt eingeschränkt auch für ›You’ve Got A Habit For Leaving‹ und ›I Dig Everything‹: Die Originalversionen haben offensichtliche, aber eben auch interessante Macken, die Neueinspielungen auf TOY sind eine Spur zu perfekt, zu extravagant.

Aber Bowie ist eben der widersprüchlichste Rockstar aller Zeiten, weshalb er derlei langweilige Zurschaustellungen spielerischer Kompetenz mit Momenten schierer Brillanz konterkariert. Am offensichtlichsten wird das bei ›Shadow Man‹, einem Überbleibsel der Ziggy-Stardust-Ära, das mit seinem verloren wirkenden Piano-Intro und seiner verworrenen Kamikaze-Melodie Simplizität vorgaukelt und schlichtweg fesselt. Ein Juwel, viel zu schade dafür, im Archiv zu verstauben. Der Song ist das perfekte Beispiel dafür, dass Bowie Zeit brauchte, um seine Ziele zu erreichen, ab einem gewissen Punkt aber nur noch selten daneben schoss.

Nicht ganz in der selben Liga spielt ›Hole In The Ground‹, das im Original von Bowies Kumpel George Underwood eingespielt wurde. Ein charmanter, verschmitzter Song, trotz der allzu plüschigen Neueinspielung. Ähnlich gut funktionieren auch ›Silly Boy Blue‹ und ›Let Me Sleep Beside You‹, zwei der frühesten Kollaborationen mit Tony Visconti. Als Bowie das prachtvoll sehnsüchtige ›Silly Boy Blue‹ erstmals aufnahm, war er verletzt vom Misserfolg seines Debütalbums und betrachtete das Leben wie ein buddhistischer Mönch. Die neue Version markiert die Live-Reunion mit seinem altgedienten Produzenten, der eine wahre Glückssträhne folgte. Vor TOY war Bowie krampfhaft auf der Suche nach einer neuen, stringenten Richtung, danach entspannte er sich, suchte nicht mehr ganz so verbissen – und fand seinen Weg. ›Uncle Floyd‹, einer der komplett neuen Songs auf TOY, markiert diesen Wendepunkt. Der Song wurde ursprünglich vom real existierenden Uncle Floyd inspiriert, dem Gastgeber einer surrealen TV-Show im Kinderfernsehen von New Jersey. Die Urfassung, deutlich zarter und kindlicher, enthält dann auch einen Mitschnitt aus der Show, in der die brisante Frage aufgeworfen wird, was wohl aus uns allen wird, wenn wir erst einmal erwachsen sind. Die Verlustangst, die der Song ausdrückt, wird noch spürbarer, wenn man bedenkt, dass es John Lennon war, der Bowie auf die Show aufmerksam gemacht hatte. Wenige Monate später wurde Lennon ermordet.

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