Denkst du, die Dummheit obsiegt?
Ich glaube nicht mal, dass es Dummheit ist. Es ist Faulheit. Trotzdem zeigt sich allmählich auch die Kehrseite der Medaille, auf der sich etwa immer mehr junge Leute nach einer Zeit sehnen, in der sie noch gar nicht geboren waren. Sei es die Nachfrage nach Vinyl oder der Wunsch, ein eigenes Instrument in einer Band zu spielen. Sie wollen sehen, wie es damals lief, als es noch handwerklicher zuging und man sich Dinge erst aneignen musste. Warten wir also ab, denn wer weiß schon, worauf das alles hinausläuft. Erinnerst du dich noch an diesen fucking Disney-Film von Pixar vor ein paar Jahren über so einen kleinen Roboter? Wie hieß er gleich?
Wall-E?
Wall-E! Da wird eine Zukunft gezeichnet, in der die Menschen nicht einmal mehr gehen und nur noch herumliegen. (lacht) Wie am Ende des Films auch, hoffe ich, dass die Leute den Drang entwickeln, zurückzurudern, wenn sie einmal erkannt haben, welches Ausmaß an Lächerlichkeit erreicht ist. Der Song ist deshalb so gut gelungen, weil der Text sehr schön diesen Abgrund veranschaulicht, an dessen Rand wir angelangt sind.
Würdest du dich selbst als politische Person bezeichnen? Ich weiß, du bist kein politischer Musiker.
Nein, das bin ich in der Tat nicht. Ich spreche in der Öffentlichkeit nicht von meinen politischen Ansichten, dieser Typ Musiker möchte ich nicht sein. Aber privat ja. Ich klebe an den Nachrichten, das glaubst du nicht! Die Leute in meinem engen Umfeld, Gott weiß es, müssen sich ständig etwas anhören. (lacht) Und ich denke, dass es nicht allzu schwer zu erkennen ist, wie meine Ausrichtung zu den aktuellen Geschehnissen aussieht. Es ist für mich so beschämend, im Ausland zu sein, weil die Scheiße bei uns zuhause dermaßen lachhaft ist.
Zu was du dich in den letzten Jahren entwickelt hast, ist so etwas wie ein Social-Media-Phänomen, ein richtiger „Influencer“!
Hehe, das ist witzig. Ich kann mir ausrechnen, worauf du abzielst. Es geht um meinen Instagram-Auftritt. Der ist einfach das perfekte Vehikel, um alle Bilder, die mir gefallen, zu teilen. Ich bin ein sehr visueller Mensch.
Wo gräbst du diese ganzen Kuriositäten von Filmausschnitten, Karikaturen, Plakaten, Kunstwerken und Anstößigkeiten nur aus?
Die finde ich überall, bei Pinterest, Tumblr oder auch bei anderen Profilen. Was sehr lustig ist zum Thema Instagram: mein Vater. Wenn wir früher beispielsweise einen Kaffee trinken waren, regte er sich immer fürchterlich auf, weil ich die ganze Zeit an meinem Telefon hing. Jetzt hat er – er ist ja professioneller Künstler – mit seinen 75 Jahren seinen eigenen Account und geht total darin auf.
Dank der sozialen Medien, besser gesagt dank der Posts deiner Freundin, bekommen wir außerdem eine weitere, durchaus private Seite von dir zu sehen. Du würdest selbst nicht so viel von dir präsentieren, oder?
Nein, ich poste gar nichts von mir. Aber ich lasse ihr da freie Hand. Sie ist süß, das ist ihr eigenes Ding.
Was man aus diesen Einblicken außerdem erfährt, ist, dass bei Guns N’ Roses auch auf Tour die Familien eine sehr große Rolle spielen.
Ja, sie sind, wo ich bin. Meine Jungs kommen in ein paar Wochen dazu. Gerade ist Meegan mit ihren Mädels, meinen Ersatztöchtern, wie ich sie nenne, dabei. Wenn du so lange weg bist, willst du am wenigsten den Kontakt zu den Menschen verlieren, die dir am nächsten sind. Darum sind sie gezwungen, zu mir zu kommen. (lacht) Das hilft mir, mich nicht zu sehr von der Realität zu entfernen, damit ich, wenn ich nach Hause komme, nicht dastehe wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Ich danke dir, Slash.
Danke dir!