Bereits seit 1978 streichen die Tygers Of Pan Tang mit Unterbrechungen durch die Gegend. Jetzt ist die Truppe um Gründer und Gitarrist Robb Weir mit dem neuen Album BLOODLINES wieder auf der Jagd. Und immer noch gefährlich, wie der italienische Sänger Jack Meille verrät, der seit 2004 am Mikrofon steht.
Wenn wir über die Tygers Of Pan Tang sprechen, müssen wir auch über die New Wave of Br itish Heavy Metal reden. Wart ihr mit dieser Zuordnung immer glücklich?
Warum sollte ich nicht zufrieden sein, mit der NWOBHM in Verbindung gebracht zu werden? Ich war damals ein Teenager und fühlte mich zum ersten Mal als Teil von „etwas“. Endlich war ich nicht mehr der seltsame Typ, der seltsame Musik hörte, und konnte meine Leidenschaft mit jemandem teilen. Ich erinnere mich, wie ich in Plattenläden ging – davon gab es Anfang der 80er in meiner Heimatstadt Florenz eine Menge – und Leute traf, die nach denselben Platten suchten.
Würdet ihr euch selbst zu den Pionieren des Genres zählen?
Die Tygers gehör ten schon ganz am Anfang dazu. WILD CAT erschien 1980, aber die Band spielte schon ein paar Jahre vorher live.
Ihr werdet oft mit Saxon, Thin Lizzy und Iron Maiden in einem Atemzug genannt und mit ihnen verglichen. Passt das für euch?
Robb ist ein großer Thin-Lizzy-Fan. Er hat sie in den 70ern oft in Newcastle gesehen. Auch Iron Maiden sieht er als einen Haupteinfluss. Die Verbindung zu Saxon liegt in den Hardrock-Elementen, die sowohl sie als auch die Tygers hatten und immer noch haben. Ich meine, ›Strong Arm Of The Law‹ und ›Suzie Hold On‹ können als Hardrock-Songs betrachtet werden, oder? Aber das Tolle an der NWOBHM ist, dass jede Gruppe ihren eigenen Sound und musikalischen Ansatz hatte. Es war eine sehr aufgeschlossene Bewegung, und das ist der Grund, warum sie immer noch relevant ist.
Ist es nicht frustrierend, dass einige Kollegen aus den Anfangstagen viel erfolgreicher wurden als ihr?
So ist das Leben! Die Musik ist nur eine Zutat für den Erfolg. Robb sagt immer, dass Iron Maiden das große Glück hatten, den perfekten Manager zu treffen – Rod Smallwood –, der der Band durch die schlechten Zeiten und die Besetzungswechsel hindurch half und sie vor den Einflüssen der
Plattenfirma schützte.
Nun zur Gegenwart. Kannst du kurz was über die aktuelle Besetzung sagen?
Die Tygers sind ja bekannt für ihre ständigen Besetzungswechsel, nicht wahr? Wir haben einen neuen fantastischen Gitarristen, Francesco Marras, und einen neuen Bassisten, Huw Holding. Ich habe Robb noch nie so glücklich gesehen wie jetzt, wo er die Bühne mit den beiden teilt. Sein Lächeln ist ansteckend. Mit Francesco hat er den perfekten Gitarrenpartner gefunden: Sie sind eng verbunden. Francesco kann jedes von Robbs Riffs in einen großartigen Track verwandeln.
Tolles Cover übrigens! Böse, blutdürstig. Sind die Tygers metaphorisch und musikalisch wieder auf der Jagd?
Das Thema hinter dem Plattencover ist, dass es eine „Blutlinie“ gibt, die von WILD CAT bis zum aktuellen Werk reicht. Es ist unsere Art, zu sagen, dass jeder, der bei den Tygers war, zum Leben und zur Musik dieser Band beigetragen hat. Einmal ein Tyger, immer ein Tyger. Und der Tiger, der auf dem Album abgebildet ist, regeneriert sich dank des Blutes. Also ja, wir sind wieder auf der Jagd und wir können es kaum er warten, diesen Sommer live zu spielen!
Starke Platte. Klischeefrage: Die beste eurer Karriere?
Jedes Album, das ich mit den Tygers aufgenommen habe, ist wichtig, aber dieses ist bisher dasjenige, das ich am meisten gehört habe, jetzt nachdem es fertig ist. Was seltsam ist. Aber auf eine gute Art und Weise.
Es klingt meiner Meinung nach sehr abwechslungsreich.
Das ist wahrscheinlich der Grund , warum ich es mir immer wieder anhöre! Diesmal ging es uns einfach um die Songs. Wir haben alle einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack, aber gleichzeitig scheinen wir uns einig zu sein, wie ein Tygers-Track klingen sollte. Wir wollten Lieder schreiben, die auf Riffs basieren und große Refrains haben.
Gitarrentechnisch passiert eine ganze Menge.
Robb ist ein Meister der Riffs. Er hat auch noch nie so viele Soli gespielt wie auf dieser Platte. Francesco „zwingt“ ihn fast, einige davon zu übernehmen, da sie einen so unterschiedlichen Ansatz haben und doch so perfekt harmonieren.
Hast du ein Lieblingssolo oder -riff von ihm auf der Platte?
Ich liebe das Solo von ›In My Blood‹. Aber es gibt noch andere Favoriten: Francescos Einlage auf ›Making All The Rule s‹ und Robbs ›Back For Good‹-Hauptriff sind Killer!
Wenn ich das sagen darf, erinnert mich dein Gesang ein wenig an Joey Tempest von Europe.
Ich bin ein großer Fan der letzten Europe-Alben, sie sind eine der besten zeitgenössischen hardrock-Formationen. LAST LOOK OF EDEN und WALK T HE EARTH sind fantastisch.
Bist du schon mal mit ihm verglichen worden?
Nicht wirklich, aber es ist eine Ehre. Er ist so ein großartiger Sänger und Songschreiber.
Was sind die häufigsten Vergleiche?
Robert Plant, vor allem in Italien, aber das liegt daran, dass ich seit 1998 in einer Led-Zeppelin-Tribute-Band namens Norge singe.
Zurück zu den Tygers. Mir gefällt ›A New Heartbeat‹. Sehr 80er-mäßig.
Der Track bedeutet mir auch sehr viel. Einer dieser Songs, auf die man regelrecht wartet, um sie direkt aufzunehmen . Francesco hat die Musik geschrieben und nach einmaligem Hören hatte ich die Refrain-Melodie bereits im Kopf. Sie war wohl schon irgendwo in meinem Hinterkopf versteckt.
Aber gibt es auch moderne, zeitgenössische Strömungen auf BLOODLINES?
Es ist immer schwer, seine eigene Musik zu beurteilen, aber ich denke schon. Ein Stück wie ›Light Of Hope‹ ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür, und unsere erste Single ›Edge Of The World‹ auch. Aber zugleich sind es doch wieder klassische Tygers-Tracks mit dieser einzigartigen Kombination aus schwerem Riff, Melodie und Hardrock-Swagger.
Wie sieht es mit Tour plänen für das neue Album aus?
Wir werden den ganzen Sommer über live spielen. Schaut euch die Termine auf unserer Website an. Und es gibt Pläne, im Dezember nach Mexiko zu gehen.
Also kann man auf lange Sicht wieder mit den Tygers rechnen?
Auf jeden Fall! Wir waren noch nie so aufgeregt, und wie Robb sagt: „Da kommt noch mehr!“