Es ist der letzte von zwei aufeinander folgenden Abenden, die binnen weniger Minuten ausverkauft waren. Alle recken ihre Köpfe, um einen letzten Blick auf John Wilkinson, die Legende, die der Welt als Wilko Johnson bekannt ist, zu erhaschen. In jeder Ecke, jedem noch so entlegenen Winkel der Halle steht einer, der sich wünscht, 15 Zentimeter größer zu sein. Wilko erleichtert dem Publikum diese Qual mit seinem unverkennbaren Seitwärtsschritt. So tanzt er von einer Seite der Bühne zur anderen, den ganzen Abend lang, ohne auch nur eine einzige Verschnaufpause. Hat nicht irgendwer behauptet, dieser Mann läge im Sterben? Danach sieht es so überhaupt nicht aus. Oh nein, das ist der gute alte Wilko: Wie aus einer Flinte schießt er seine Stakkato-Riffs in die Menge. Entsprechend beeindruckend ist auch die Musik, die in ihrer Einfachheit beweist, dass weniger eben mehr ist. Alles, was es braucht, sind Rhythmus und Blues, Schlagzeug und Bass (die unvergleichlichen Norman Watt-Roy und Dylan Howe), eine Fender Telecaster sowie einen Vox-Verstärker. Derart bewaffnet, liefert der Glatzkopf ein 90-minütiges Set, das (beinahe) ausnahmslos aus Höhepunkten besteht. Johnson zeigt noch einmal das Beste aus seiner Zeit mit Dr. Feelgood (›All Through The City‹, ›Roxette‹, ›Back In The Night‹, ›She Does It Right‹), dazu packt er einen Kracher aus der kurzlebigen Phase mit den Solid Senders aus und feiert Klassiker wie ›Wooly Bully‹ oder ›Bye Bye Johnny‹ ab. Mit letzterem Song wie auch dem schonungslos ergreifenden ›When I’m Gone‹, die er sich für die Zugabe aufspart, schafft es Johnson, die Grenze zwischen Rührseligkeit und Feierlichkeit nicht zu überschreiten. Und so verlassen alle das Koko mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.
Bye bye, Johnny, bye bye, Johnny Wilkinson… you’ve been way, way better than Goode.
Wilko Johnson: London, Koko
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