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YOKO ONO – Die reine Leidenschaft

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YOKO ONO – Die reine Leidenschaft

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Ihr Sohn Sean erzählte in einem Interview, wie frustrierend es war, die Vorurteile der Leute zu hören und damit leben zu müssen. Zu lesen, das sie als eine dunkle, zornige und zerstörerische Kraft im Leben der Beatles und seines Vaters betrachtet wurden. Was machten diese Hetzkampagnen mit Ihnen?
Als ich mit John zusammen war, wurde ich massiv in diese Ecke gestellt. Besonders von Leuten, die mich nicht kannten. Ich glaube, viele kennen mich auch heute noch nicht. Man will im Leben doch ohne Maske sein, sich nicht verstellen. Aber es ist sehr schwer, wenn die Gesellschaft das nicht zulässt.

Wie erinnern Sie sich an die Tage vor Johns Ermordung?
Wir hatten gerade DOUBLE FANTASY veröffentlicht und standen deshalb stark im Fokus der Öffentlichkeit. Ich hatte diese merkwürdigen Alpträume, in denen John entführt wurde, und ich sagte immer zu ihm: „Bitte sei vorsichtig!“, weil solche Sachen ja passieren konnten. Darum waren wir zu der Zeit irgendwie auch ein wenig verängstigt.

Sie lernten John in London kennen. Sie kamen aus New York und waren dort eine aufstrebende Künstlerin.
Ich war in New York inmitten der Kunstwelt, es gab für mich nichts anderes. Dort arbeitete ich mit John Cage und La Monte Young, machte alle möglichen Happenings. Es passierte einfach und war so aufregend. Da bekam ich das Angebot für eine Ausstellung in London. Erst dachte ich: „Das passt mir jetzt nicht.“ Doch nach einiger Überlegung fand ich, ich sollte anfangen, nicht mehr so provinziell zu denken. Also ging ich nach London und – bang! Es war großartig! Aber natürlich gab es auch unerfreuliche Sachen. Als ich in London anfing, mehr Musik zu machen, sagten die Leute: „Och, die ist doch nur eine Künstlerin.“ Und wenn ich Kunst machte, hieß es: „Na ja, die ist eigentlich Musikerin, weißt du?“

Aber die Welt hat sich mit Ihnen versöhnt.
Ich glaube, das Hass und Liebe ähnliche vibrationen haben. Es waren sehr starke Schwingungen, die man mir entgegen gebracht hat, und das hat scheinbar geholfen. Denn da waren viele magische Momente in meinem Leben. Warum auch immer. Viele Sachen sind passiert und nicht alle waren natürlich schön und positiv, aber es gab eben auch diese ganz wunder- baren Momente!

Nicht ganz so wunderbar war sicherlich die fast zweijährige Trennung von John in den frühen Siebzigern.
Ich erinnere mich daran, wie ich in der Anfangszeit unserer Trennung im Bett lag und mein ganzer Körper zitterte. Dies ging einige Wochen so. Aber ich sagte es John nicht, weil er sonst aus Fürsorge sofort wiedergekommen wäre, und das wollte ich nicht. Wir sollten zusammen sein, weil wir uns lieben, und nicht, weil wir ein Kissen brauchen oder so. Ich musste da durch und es war wie ein Entzug – ein Liebes-Entzug oder Intimitäten-Entzug. Erst mit dieser Erfahrung konnten wir später wieder zusammenkommen und dennoch unsere eigenen Leben führen.

Denken Sie darüber nach, wie Ihr Leben verlaufen wäre, wenn Ihr Mann nicht so früh verstorben wäre?
Ich trage John immer in meinem Herzen. Aber ich will meine Zeit nicht mit Gedanken über das „Was wäre, wenn?“ verschwenden. Das jetzige Leben ist wichtig.

Im vergangenen Jahr veröffentlichten Sie ein Album mit Ex-Sonic-Youth-Gitarrist Thurston Moore und kürzlich traten Sie mit ihm in Hamburg auf. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir schätzen die Arbeit des jeweils anderen, verstehen uns auf künstlerischer Ebene, dadurch kam die Verbindung zustande. Wie sie wissen, arbeite ich in vielen verschiedenen Bereichen und eben auch mit unterschiedlichsten Arten von Musik. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit Thurston. Wir wollten kein altes Konzept reaktivieren, sondern etwas Neues für die Zukunft entstehen lassen. Wir spielen zwar auch ein paar Lieder, nur um zu zeigen, das wir es können, aber eigentlich geht es uns um Improvisation, die macht am meisten Spaß.

Auf dem Album mit Thurston und Kim Gordon spielen Sie auch eine Version Ihres alten Songs ›Mulberry‹. Was war der Grund dafür?
Da muss ich weiter ausholen. Während des Krieges litten wir in Japan alle unter Hunger. Also wollte ich für meine kleinen Geschwister etwas zu Essen besorgen. Dabei kam ich an einen Hügel, auf dem wunderschöne Maulbeeren wuchsen. Und ich dachte, die nehme ich mit für meine Geschwister. Ich hatte aber keine Tasche dabei, also musste ich meinen Rock nehmen – natürlich hatte ich ein Höschen drunter (schmunzelt). Ich packte also die Früchte in meinen Rock. Die Sonne ging gerade hinter den Bergen unter, die schon ganz dunkel waren. Das Feld schimmerte noch golden in der untergehenden Sonne. Es war wunderschön, der laue Abendwind und alles… An diese so warme Szene, inmitten des Krieges, erinnerte ich mich später und schrieb das Lied ›Mulberry‹. Ich tat es für John. Ich tat es für Sean. Und jetzt für Thurston und Kim.

TAKE ME TO THE LAND OF HELL hat viele wunderbare Gänsehaut-Songs wie ›Little Boy Blue‹ und ›There’s No Goodbye Between Us‹. Ist das Album in der Kooperation mit Sean und der Plastic Ono Band entstanden?
Ich schrieb die Lieder und Texte. Sean ist ein unabhängiger, genialer Komponist und Musiker. Aber wenn er meine Arbeit spielt, bleibt er ihr sehr treu, Note für Note. Weil er weiß, wie gemein die Welt ist und wie schnell gedacht wird, dass ich gar nichts mehr tue. Aber ich beanspruche nichts. Ich erschaffe nur Musik, die ich liebe, und das erregt mich. Die Kritiker können mich abstempeln, wenn sie wollen.

Es spielt eine beachtliche Zahl bekannter Musiker mit, darunter Lenny Kravitz, der Wilco-Gitarrist Nels Cline, Questlove von den Roots und die Beastie Boys. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Es ist wahr, dass sie ursprünglich Seans Freunde waren und er sie ins Spiel brachte, also traf ich sie zunächst als Seans Freunde. Jetzt haben wir so oft zusammen gespielt, dass ich sie gut kenne und liebe. Sie sind in ihrem Verständnis für meine Arbeit die Besten, auch in Bezug auf ihre unglaubliche Musikalität und Sensibilität.

Sie waren ja schon in den Sechzigern ein politisch denkender und handelnder Mensch, haben die „Bed-Ins“ mit John inszeniert, um sich auf diese spektakuläre Art für den Weltfrieden zu engagieren. Was denken Sie über die aktuellen Debatten bezüglich der NSA?
John und ich wurden schon damals abgehört. Wenn wir am Telefon waren, sagten wir immer: „Hey, hörst du uns zu?“, und lachten darüber. Ich bin mir sicher, dass es Unfug ist, Milliarden von Menschen auszuspionieren. Aber ist es nicht verschwendete Zeit, unsere Wut über solche Maßnahmen nur auf Politiker zu konzentrieren? So vergessen wir, unser Möglichstes zu tun, um die Welt zu verändern. Die Politik will und wird das nicht machen. So sind am Ende wir es, die Menschen der Welt, die aufwachen, aufstehen und die Welt zum Besseren verändern müssen. Power to the people!

Im Sommer kuratierten Sie das Meltdown- Festival in London. Wie war das für Sie?
Zunächst war ich über die Anfrage etwas erschrocken, weil ich so etwas noch nie zuvor gemacht hatte. Aber dann dachte ich mir, mein Meltdown soll anders als die vorherigen Ausgaben werden. Und es wurde wirklich großartig, denn jeder eingeladene Gast nahm seine Performance ernst und machte einen guten Job. Davon war ich sehr beeindruckt.

Im Februar wurden Sie 80. Aber man sieht es Ihnen nicht an, Sie wirken nahezu alterslos.
Vielen Dank. Ich möchte, dass besonders Frauen erfahren, wie ich das erlebt habe. Als ich 30 wurde, dachte ich, nun bin ich alt. Das war furchtbar. Aber später merkte ich, dass man mit 30 eigentlich fast noch ein Baby ist (lächelt). Je älter man dann wird, desto einfacher wird es, und es wird tatsächlich auch immer besser. Heute bin ich 80 und genieße mein Leben. Darum rufe ich allen Mädchen zu: „Hey, das wird auch bei euch so sein. Also macht euch deswegen keine unnützen Gedanken!“

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