Schon der Eingangssatz klingt despotisch und gefährlich: „I am the god of hellfire – and I bring you: Fire!“ In den späten 60er wirkte die Single ›Fire‹ von The Crazy World Of Arthur Brown wie eine Formel aus den Tiefen des Undergrounds. Der charismatische Brown wurde 1942 in Whitby (Yorkshire) geboren. Der zweite Weltkrieg hinterließ in dieser kleinen Hafengemeinde nordöstlich von Leeds tiefe Wunden: „Meine Eltern haben noch Bombenangriffe der Deutschen mitbekommen“, sagt Arthur Brown und ergänzt: „In unserer Gegend sind dadurch viele Menschen gestorben, viele Häuser waren kaputt und
eigentlich jeder war arm. Vielleicht gab es einmal in der Woche ein kleines Stückchen Fleisch für uns. Zum Nachtisch verteilten wir Zucker auf einem Stück Brot und dachten dann, was es doch für ein Luxus sei, dass es noch einen Dessert für uns gibt“.
Mit Anfang 20 kam der spätere Hawkwind-Kumpel nach London, um Jura und Philosophie zu studieren, doch die Musik spielte irgendwann die Hauptrolle. Am 8. Oktober 1967 hatte Brown, zusammen mit Jimi Hendrix, im Rahmen einer „John Peel Roadshow“ einen Gig im Londoner East End. Peel notierte dazu in seinem Tagebuch: „Brown spielte einen atemberaubenden Gig. Dieser seltsame Flammenhelm, irre! Dazu kommt er durch den Bühnenboden nach oben gefahren. Außerdem trägt er außergewöhnliche Kostüme
in tausenden von Farben.“ Arthur Brown startete er im Jahr 1968 durch, sein Song ›Fire‹ avancierte in jenem Sommer zum Megahit und konnte sich in den Charts fast überall auf der Welt in den oberen Top 5 festsetzen. „In Amerika waren wir auf dem gleichen Label wie Hendrix“, erinnert sich Brown, „und als Jimi auf einer Promo-Tour viele Radiostationen besuchte, machte er Werbung für unsere Single.“ Auf das Feuer als lyrisches Element kam Brown durch einen philosophischen Ansatz: „Ich dachte an die innere Reise eines Mannes, der auf die Welt schaut und sieht, dass alles um ihn herum immer verrückter wird. Also beschließt er, nach elementaren Antworten zu suchen. Und um die Konditionierung der Gesellschaft zu durchbrechen, stürzt er sich ins Feuer. So kam ich auf die Figur des Gottes des Höllenfeuers.“
Für Brown, der lange vor Kiss und Alice Cooper mit bemaltem Gesicht auftrat (und daher als Godfather des Corpsepaint gilt), war immer schon der Show-Faktor besonders wichtig: „Wenn du dich auf der Bühne bewegst, dann ist das Theater. Aber es ist nicht so, dass ich morgens, wenn ich in den Spiegel schaue, denke: ,Ach, da ist er ja wieder, der God of hellfire‘.“ Als Anfang der 70er die Hauptbesetzung
seiner Crazy-World-Crew auseinanderbrach, ging der Bandleader mit seiner Frau nach Ruanda und Burundi, wo er lokale Musikgruppen förderte. Ein paar Jahre später landete er in Austin, Texas, wo er in den frühen 80ern mit Jimmy Carl Black von den Mothers of Invention einen Handwerksbetrieb auf die
Beine stellte – die beiden spezialisierten sich auf Fassadenrenovierungen und Hausanstriche. Für Brown gehört das alles zum Leben: „Die kleinen Glücksmomente stellen für mich das Göttliche dar, mehr ist das nicht. Du musst nur offen genug sein, um das zu begreifen.“